HERFORD – Die kirchliche Prostituierten- und Ausstiegsberatung „Theodora“ mit Sitz in Herford begeht am 29. April mit einer Festveranstaltung ihr fünfjähriges Bestehen. Neben dem Herforder Kreisdirektor Ralf Heemeier (SPD) wird die Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, Angelika Weigt-Blätgen, teilnehmen, die die Andacht halten wird, wie die Frauenhilfe ankündigte. Die Geschäftsführerin des bundesweiten Koordinierungskreises gegen Menschenhandel (KOK), Naile Tanis, wird in ihrem Festvortrag die Arbeitsbedingungen von Prostituierten in Deutschland und das von der Bundesregierung geplante Gesetz zum Schutz der Betroffenen beleuchten.
In dem 2011 gestarteten Theodora-Projekt beraten drei Mitarbeiterinnen Mädchen und Frauen in der Region Ostwestfalen-Lippe, die in Clubs, Bars, Appartements oder Wohnwagen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Neben der Möglichkeit zum Ausstieg unterstützen die sogenannten Hilfe-Lotsinnen die Prostituierten auch bei Problemen mit Partnern und Kindern, bei Suchtmittelabhängigkeit, Schuldenregulierung sowie Behördengängen oder Wohnungssuche. Außerdem wurden Broschüren mit Gesundheits- und rechtlichen Tipps in mehreren Sprachen veröffentlicht.
Neu an dem aufsuchenden Lotsinnen-Programm sei es, betroffene Frauen, die aussteigen wollten, stärker in das bestehende Hilfesystem einzubinden, erklärte die „Theodora“-Leiterin, Pfarrerin Birgit Reiche. Bislang seien Beratungsstellen für Prostituierte und etwa Migrationsdienste kaum vernetzt. Doch die Mehrheit der Frauen in der Region, die etwa in ihrer Wohnung sexuelle Dienstleistungen anböten, seien aus den osteuropäischen EU-Staaten Bulgarien, Rumänien und Polen zugewandert. Auch aus Spanien käme ein Teil. Die Mitarbeiterinnen von „Theodora“ seien sicher in den mitteleuropäischen Sprachen, um mit den Betroffenen ohne Sprachbarrieren Kontakt aufbauen zu können. Das Hilfeangebot arbeite zudem eng mit der Beratungsstelle für Zwangsprostituierte „Nadeschda“ zusammen, die ebenfalls in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen ist.
In Ostwestfalen-Lippe gibt es den Angaben nach 300 bordellähnliche Betriebe, vor allem in kleineren Städten wie Löhne im Kreis Herford, in Minden und im lippischen Lage. Die „Theodora“-Beratungsstelle geht von etwa 2200 Prostituierten jährlich in der Region aus. Der Name Theodora beziehe sich auf die byzantinische Kaiserin (497-548 nach Christus), die selbst im „Rotlichtmilieu“ ihrer Zeit aufgewachsen sei und sich als Kaiserin für die Rechte von Prostituierten eingesetzt habe. epd
Artikel teilen:
Ein Hilfenetz für Frauen knüpfen
Das Aussteigerprojekt für Prostituierte „Theodora“ besteht fünf Jahre. Die westfälische Frauenhilfe ist Trägerin des Projekts
