A – Ausstellung
Den 100. Geburtstag von Loriot würdigt das Frankfurter Caricatura-Museum mit einer Ausstellung. “Ach was. Loriot zum Hundertsten” zeigt bis zum 25. Februar 2024 Originalzeichnungen, Dokumente und Auszüge aus Loriots filmischen Schaffen sowie viele weitere Exponate.
B – Bülow
Vicco von Bülow entstammte einem im 13. Jahrhundert erstmals erwähnten Adelsgeschlecht. Sein Künstlername Loriot ist die französische Bezeichnung für den Pirol, das Wappentier der von Bülows.
C – Cast
In Loriots Filmen und TV-Sketchen sind oft dieselben Schauspieler zu sehen. Zwei Beispiele unter vielen: Charlotte Asendorf (1919-2007) und Nikolaus Schilling (1923-2021). In “Ödipussi”, Loriots erstem Kinofilm von 1988, spielten die beiden ein farbloses Ehepaar mit Vorliebe für graue Inneneinrichtung; in der zweiten Kinoproduktion “Pappa ante portas” (1991) ein Vertreterpaar, das sich auf den Verkauf von Wurzelbürsten spezialisiert hat.
D – Diogenes
Bei der Frankfurter Buchmesse 1953 präsentierte der Schweizer Verlag Diogenes “eine Serie humoristischer Zeichnungen von einem gewissen Loriot”; der Beginn einer intensiven künstlerischen Beziehung, wie Verleger Philipp Keel zu Loriots 100. Geburtstag festhält: “Loriot gehört für unseren Verlag zu den prägendsten Persönlichkeiten. Er war ein Gentleman. Und ein großer Künstler mit einer einzigartigen Beobachtungsgabe.”
E – Erfolgsrezepte
Ein Multlitalent wie Loriot machte sich selbstverständlich auch um die gehobene deutsche Küche verdient. Unvergessen sein Rezept für die Zubereitung von Sau-Spießchen: “Die gut gebürstete Wildsau wird (notfalls mit Gewalt) in den Backofen eingeführt und bei einer gleichmäßigen Temperatur von zirka 800 Grad auf ein handliches Format gedörrt.” Wohl bekomm’s!
F – Frohwein
Lothar Frohwein, ein bis dahin unbekannter Dichter deutscher Zunge, zelebrierte in Loriots Kinofilm “Pappa ante portas” 1991 seinen großen Auftritt. Der Poet wurde – Ehrensache! – von Loriot selbst verkörpert. Vielen Zuschauern sollten sich die Textzeilen des Gedichts “Melusine” ins Gedächtnis einbrennen: “Kraweel! Kraweel!/ Taubtrüber Ginst am Musenhain,/ trübtauber Hain am Musenginst./ Kraweel! Kraweel!”
G – Gassenhauer
Loriots Zeichentrick-Hund Wum bescherte seinem Schöpfer mit “Ich wünsch’ mir ‘ne kleine Miezekatze” 1972 einen Nr-1-Hit. Zum musikalischen Repertoire des stets tierisch gut aufgelegten Sängers gehörten “Ich bin ein kleiner Hund” (“Und weißt Du was: Ich bin gesund / weil ich schon ein paar Tage / eine feuchte Nase habe…”) und das eher ins Dadaistische spielende “Abbl-dibabbl”.
H – Heiliges
Zur evangelischen Gotthardtkirche in seinem Geburtsort Brandenburg an der Havel unterhielt Loriot eine besondere Beziehung. Dort war er 1923 getauft worden. Im hohen Alter setzte er sich für den Erhalt der ersten Bischofskirche der Mark Brandenburg ein – und sagte: “Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und Sie, die Bürger dieser Stadt, haben das himmlische Kabinett vor dem Verfall bewahrt und mir anlässlich meines 85. Geburtstages symbolisch zum Geschenk gemacht. Ob Sie es glauben oder nicht: Dies ist ein Höhepunkt in meinem Leben.”
I – IrgendwasmitMedien
Der Aufstieg von Loriot ist eng verknüpft mit der Geschichte des Farbfernsehen. Lesen wir, was Loriot dem fiktiven künstlerischen Farbberater der ARD, Herrn Dietmar Pohle, aus gegebenem Anlass in den Mund legte. “Meine Damen und Herren. Vorweg ein Wort an die Hausfrau. An der Unterseite des Fernsehgerätes heraustretende Farbreste sind für Mensch und Tier völlig unschädlich und lassen sich aus Haargarn und Bettwäsche mit etwas Zitrone mühelos entfernen.”
J – Jodeldiplom
Da hatte man was Eigenes. Einer der bekanntesten TV-Sketche von Loriot. “Dödudeldö ist Zweites Futur bei Sonnenaufgang.” Ach was?!
K – Kosakenzipfel
Der letzte noch verfügbare Kosakenzipfel – ein “Mokka-Trüffel-Parfait mit einem Zitronencreme-Bällchen” – entzweit in dem gleichnamigen TV-Sketch von 1978 die Ehepaare Hoppenstedt und Pröhl. Ein Restaurantbesuch mit tragischen Folgen.
L – Lametta
Längst zum sprichwörtlichen Ausdruck von Unzufriedenheit geronnen ist der grantige Ausruf “Früher war mehr Lametta!”. Urheber natürlich: Loriot alias Opa Hoppenstedt in dem Klassiker “Weihnachten bei den Hoppenstedts”.
M – Möpse
“Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.” Loriot ließ auf seine Lieblingshunderasse nichts kommen. Seine vierbeinigen Begleiter Henry und Gilbert erwiesen sich vor der Kamera etwa in “Möpse am Nordpol” (1969) oder “Möpse auf dem Mond” (1971) als echte Rampensäue.
N – Nudel
Das aufgrund einer anhänglichen Nudel verunglückte Rendezvous in einem italienischen Restaurant – “Hildegard, ich möchte Ihnen heute etwas sagen” – illustriert meisterhaft männliches Balzverhalten. Angeblich lieferte der Satz “Bitte sagen Sie jetzt nichts” die Überschrift für die bis heute laufenden Foto-Interviews im Magazin der “Süddeutschen Zeitung”.
O – Oper
Der klassischen Musik war Loriot zeitlebens zugetan. Davon zeugen etwa seine Inszenierung des “Freischütz” oder seine Erzählfassung des “Karnevals der Tiere” von Camille Saint-Saens. 1982 dirigierte der Künstler ein “humoristisches Festkonzert” zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker. Sein Credo: “Die Oper trägt, wie verschiedene andere unnütze Dinge, dazu bei, das Leben weniger trostlos erscheinen zu lassen.”
P – Papst
Erwin Lindemann soll vor laufender Kamera erzählen, was er mit seinem Lottogewinn anstellen will. Der arme Mann muss seinen Satz fürs Fernsehen immer wieder neu aufsagen. Die Sache entgleitet, bis Lindemann den Papst nach Wuppertal verfrachtet. “Ich heiße Erwin und bin Rentner. Und in 66 Jahren fahre ich nach Island, und da mache ich einen Gewinn von 500.000 Mark. Und im Herbst eröffnet dann der Papst mit meiner Tochter eine Herrenboutique in Wuppertal.”
Q – Quiz
Im ZDF-Quiz “Der Große Preis” erschienen neben Moderator Wim Thoelke regelmäßig auch Hund Wum und Elefant Wendelin auf der Mattscheibe. Gelegentlich schneite der Blaue Klaus auf seinem Ufo herein. Die kurzen Einspieler begannen meist mit Wums lautem Ruf “Thoeeelke!” und schlossen ab mit der Erinnerung an den Einzahlungstermin für die Lotterie der Aktion Sorgenkind: “Stichtag für den Großen Preis: Samstag in acht Tagen.”
R – Regisseur
Heinz Meier, der unter anderem den Lottogewinner Erwin Lindemann verkörperte, gab einmal zu Protokoll, als Regisseur habe Loriot nie etwas vorgespielt. “Eine typische Regieanweisung lautete: ‘Bitte etwas angelegentlicher!'” Irm Hermann, einst Muse von Rainer Werner Fassbinder, erinnerte sich an den Satz “Nein, wie ordinär!”, den sie in “Pappa ante portas” von sich zu geben hatte. “Man glaubt nicht, wie viele Variationen und Nuancen es gibt, diese drei Worte auszusprechen.”
S – Steinlaus
Die Steinlaus, die Loriot dem Fach- und Fernsehpublikum im Rahmen einer Bernhard-Grzimek-Persiflage vorstellte, schaffte es sogar in das Klinische Wörterbuch Pschyrembel: “Kleinstes einheimisches Nagetier mit einer Größe von 0,3-3 mm aus der Familie der Lapivora (Erstbeschreibung 1983). Bei der Steinlaus handelt es sich um einen ubiqitär vorkommenden, in der Regel apathogenen und stimmungsaufhellenden Endoparasiten.”
T – Timing
Evelyn Hamann war in Loriots filmischen Werk seine kongeniale Partnerin. Als sie 2007 mit 65 Jahren starb, verabschiedete sich der damals 83-Jährige von ihr auf ebenso humorvolle wie berührende Weise: “Liebe Evelyn, dein Timing war immer perfekt – nur heute hast du die Reihenfolge nicht eingehalten.” Es folgten eine kurze Pause und ein feines Lächeln: “Na warte.”
U – Uncool
Als Mann des Wortes bedauerte der Humorist 2011: “Die Anglisierung unserer Sprache steigert sich allmählich in eine monströse Lächerlichkeit. Deutsch wird uncool. Gleichzeitig blamieren wir uns mit Worthülsen wie ‘Ich erwarte mir’ oder ‘Ich gehe davon aus’.” Leider hat sich an diesem Befund seither kaum etwas geändert.
V – Vic Dorn
Oder Victor Dornberger, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, ist einer der profiliertesten Darsteller des internationalen Horrorfilms, gesegnet mit einem ebenso horrormäßigen Aussehen. Die Maske leistete bei Loriots Verwandlung in ein Filmmonster ganze Arbeit.
W – Werbung
Eine Zeit lang war Loriot als “Reklamezeichner” aktiv; unter anderem für einen Kräuterlikör (“Nimm’s leicht, nimm Scharlachberg”) und einen dänischen Tabakwarenanbieter (“Drei Dinge braucht der Mann: Feuer, Pfeife, Stanwell”).
XY- schwer auszusprechen
Auf Platz eins in dieser Kategorie: Evelyn Hamann mit ihrer Ansage der sechzehnteilige Krimiserie “Die zwei Cousinen” samt Inhaltsangabe “der bisher gesendeten sieben Folgen”: Alles begann im Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue…
Z – zuletzt
Das Magazin der Süddeutschen Zeitung wollte von Loriot einmal wissen, was auf seinem Grabstein stehen solle. Die Antwort: “Zweckmäßig wäre es, wenn der Name darauf stünde.”