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Ehrenamts-Referentin: Kirchenvorstände vor schwereren Aufgaben

Evangelische Kirchengemeinden in Bayern hängen nach Ansicht von Expertin Barbara Gruß künftig noch stärker vom ehrenamtlichen Engagement ab. Vor allem auf Kirchenvorstände kämen größere Herausforderungen zu, sagte die landeskirchliche Ehrenamtsreferentin am Montag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um ihnen einen guten gemeinsamen Einstieg zu verschaffen, veranstaltet die Landeskirche am Samstag, 8. Februar, einen „Tag der Kirchenvorstände“ mit Landesbischof Christian Kopp und anderen Mitgliedern der Kirchenleitung im Nürnberger Messezentrum.

Künftig würden Kirchenvorstände angesichts des Pfarrermangels wohl regelmäßig Vakanzzeiten gestalten müssen, wenn eine Stelle länger unbesetzt bleibt, sagte Gruß. Sie müssten etwa andere Gottesdienstformen ausprobieren und „darüber nachdenken, wie Gemeindeleben noch mehr in ehrenamtlicher Verantwortung gehen kann“. Auch das Thema Immobiliennutzung werde vermutlich viele Kirchenvorstände beschäftigen.

Das ehrenamtliche Engagement bei den Evangelischen bleibt laut Gruß hoch: Knapp 130.000 Ehrenamtliche – bei rund 2,1 Millionen Mitgliedern – zähle die Landeskirche zurzeit, „mit leicht sinkender Tendenz“. Bei den Kirchenvorstandswahlen im Oktober gab es 14.000 Kandidatinnen und Kandidaten: „Wir freuen uns über soviel Bereitschaft, diese Verantwortung zu übernehmen“, sagte Gruß.

Angesichts schwererer Aufgaben müssten Kirchenvorstände verstärkt herausfinden, welche Angebote sie weglassen können, sagte Gruß: „Es braucht Luft und Leichtigkeit im System, um das machen zu können, was man für wirklich wichtig hält.“ Die Situation, dass es immer weniger Kirchgänger, Pfarrer und Angebote gebe, sei „letztlich eine Haltungsfrage: Wie können wir unseren Gestaltungsraum nutzen?“

Zudem gelte es für Ehrenamtliche, noch mehr Menschen von außen zum Engagement zu ermutigen. In der Kirche seien sie oft „unter sich“ und schafften es nicht so, wie sie es sich wünschten, auch andere Milieus zu erreichen: „Wenn man in der Gemeinde verankert ist, kann der Blick dafür verloren gehen, wie insidermäßig das wirken kann.“

Ehrenamtliche Kirchenvorsteher leiten gemeinsam mit den hauptamtlichen Pfarrern die Kirchengemeinde. Sie entscheiden etwa, wie Gottesdienste gestaltet oder wie die Gebäude genutzt werden und wofür die Gemeinde ihr Geld ausgibt. Zudem beraten sie mit, wie Pfarrstellen besetzt werden. Gewählt werden sie von den Gemeindegliedern für sechs Jahre. (00/0371/03.02.2025)