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East Pride in Berlin: Queere Kirche geht auf die Straße

Evangelische Theologie muss die Frage nach Homosexualität zum Kernthema der Verkündigung machen, finden Anette Detering und Wolfgang Beyer. Sie organisieren die dritte East Pride in Berlin.

Hinten: Wolfgang Beyer, Anette Detering, vorn: Xenia Brühl, Michael Shibale und Joe vor der Gethsemanekirche
Hinten: Wolfgang Beyer, Anette Detering, vorn: Xenia Brühl, Michael Shibale und Joe vor der GethsemanekircheFrank Nerlich

Die East Pride Berlin findet zum dritten Mal statt. LGBTIQ* gehen auf die Straße, um für ihre Rechte und Lebensformen zu demonstrieren. Schwerpunkt der Demo wird in diesem Jahr die queerfeindliche Situation in Uganda sein. Queere Personen werden dort wieder mit der Todesstrafe bedroht. Mit den Organisatoren Wolfgang Beyer und Anette Detering sprach Katharina Körting.

Das Motto lautet „Homosexualität ist für alle da“. Wie ist das zu verstehen?
Die erste East Pride 2021 stand unter dem Motto „Homophobie ist Sünde“. Im letzten Jahr hing dann erneut ein Transparent am Portal über der Gethsemanekirche: „Aus Homophobie folgt Krieg“. In diesem Jahr wollen wir in die verheißungsvolle Botschaft für unsere Zukunft überführen: „Homosexualität ist für alle da“. Damit machen wir deutlich, dass Homosexualität eine positive und friedensstiftende Kraft ist, die alle Menschen bewegen kann. Homosexualität ist nicht eine Sache von Minderheiten. Alle haben ein Recht auf sie.

Was genau ist geplant?
Die Demo beginnt um 15 Uhr an der Gethsemanekirche mit einer Andacht und zieht durch den Prenzlauer Berg über den Alexanderplatz, vorbei am Auswärtigen Amt zur Botschaft von Uganda. 1985 war die Gethsemanekirche der Treffort einer der ersten oppositionellen Lesbengruppen (LiK). Hier haben Lesben selbstbestimmt über ihre Situation in einer Diktatur und zugleich heteronormativen und patriarchalen Gesellschaft gesprochen. In der DDR wurde die selbstorganisierte Lesben- und Schwulenbewegung zu einem elementaren Bestandteil der politischen Opposition und Bürgerrechtsbewegung.

Wie ist die Situation der Homosexuellen in Uganda?
Im März wurde in Uganda eines der menschenfeindlichsten antihomosexuellen Gesetze vom Parlament beschlossen. Dieses Gesetz bedroht Menschen, die homosexuell sind und für ihre Rechte kämpfen, mit bis zu 20 Jahren Gefängnis oder sogar der Todesstrafe. In Uganda wird heute sichtbar, wie eng autoritäres Denken und Handeln mit Unterdrückung von Sexualität und insbesondere von Homosexualität zusammenhängen und in der Geschichte des Kolonialismus historisch verwurzelt sind.

Gibt es auch aktuelle Bezüge?
Die Suche nach dem „homosexuellen Sündenbock“ verbindet Uganda und Russland, aber auch die neuen autoritären Impulse, die durch alle Gesellschaften gehen.

Wie kamen Sie auf Uganda?
Wir sind auch Initiatoren der GayChurch Berlin, die seit zwei Jahren wöchentlich zu Queeren Gottesdiensten einlädt. Dadurch sind direkte Kontakte zu queeren Christen in Uganda entstanden –und die Verpflichtung für die East Pride Berlin, in diesem Jahre ein Zeichen der Solidarität auf die Straßen Berlins zu tragen. In Uganda sind vor allem christliche Kirchen geistige Brandstifter für die Hetze gegen Homosexuelle. Deshalb muss evangelische Theologie die Frage nach Homosexualität und der Angst vor ihr zu einem Kernthema ihrer Verkündigung machen. Es gibt keinen Gegensatz zwischen dem Evangelium von Jesus Christus und der Thematisierung von Geschlechtlichkeit und Sexualität. Innerhalb der Ökumene braucht eine ernstzunehmende evangelische Theologie und diese Evangelische Kirche das offensive Gespräch über die Verfolgung von LGBTIQ*.

Demo 24. Juni, Beginn 15 Uhr, Gethsemanekirche, weitere Veranstaltungen:
https://medienhaus.ekbo.de/ueber-uns/oeffentlichkeitsarbeit/social-media/churchpride.html