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Dramatiker Jon Fosse mit Ludwig-Mülheims-Theaterpreis geehrt

Es ist eine der höchsten Auszeichnungen für Theater in Deutschland: Der katholische Ludwig-Mülheims-Theaterpreis. In Köln wurde jetzt ein Skandinavier damit ausgezeichnet, der bereits einen großen Preis hält.

Der norwegische Dramatiker und Literaturnobelpreisträger Jon Fosse (65) hat den Ludwig-Mülheims-Theaterpreis erhalten. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Donnerstag in Köln verliehen, wie das katholische Erzbistum Köln mitteilte. Das Preisgeld speist sich aus einer vom Erzbistum verwalteten Erbschaft des Schauspielers Ludwig Mülheims (1906-1988).

Die Jury begründete ihre Wahl damit, dass Fosse sich kompromisslos dem Diskursrauschen der aktuellen Zeit verweigere und so das Theater zu einem Ort des großen Zuhörens und damit zu einem Raum meditativer Aufmerksamkeit mache. Fosse mache in seinem Werk die intensivsten menschlichen Gefühle durch die Einfachheit seiner Sprache spürbar. Seine Theaterstücke zeigten den Menschen in ausweglosen Situationen, in Verzweiflung und Panik.

Fosse sagte im Interview mit dem Kölner Internetportal Domradio.de am Freitag, dass ihm der Preis viel bedeute. “Besonders als Katholik schätze ich ihn, da er eine starke Verbindung zur katholischen Tradition hat”, so der vor gut zehn Jahren zum katholischen Glauben konvertierte Norweger.

Fosse wurde 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Er studierte Literaturwissenschaften, Soziologie und Psychologie. Er veröffentlichte mehrere Theaterstücke und Romane, arbeitete aber auch als Lyriker und Übersetzer. 2023 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Vor vier Jahren wurde sein Theaterstück “Starker Wind. Ein szenisches Gedicht” am Deutschen Theater Berlin aufgeführt. Darin begibt sich der Protagonist auf eine philosophische Suche, als er sich in der Wohnung seiner Ex-Frau befindet.

Der Ludwig-Mülheims-Theaterpreis wird seit 1991 verliehen. Zu den früheren Preisträgern gehören Tankred Dorst, Thomas Hürlimann und Nuran David Calis. Im vergangenen Jahr wurde Sasha Marianna Salzmann und damit erstmals eine nichtbinäre Person ausgezeichnet. Aufgrund einer coronabedingten Pause war der letzte Preisträger vor Salzmann im Jahr 2019 der Dramatiker Armin Petras alias Fritz Kater.