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Dirk Scheuermann

In der Begegnung mit Muslimen weiß sich die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Auftrag zum Dialog verpflichtet. Gemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Einrichtungen sollen ermutigt werden, sich in der Dialogarbeit zu engagieren. Dieser Zielsetzung kann in einer Zeit, in der der Islamismus die öffentliche Diskussion bestimmt und als Gegenreaktion in der Gesellschaft eine Tendenz zur Islamfeindlichkeit wahrzunehmen ist, nur zugestimmt werden: Christen lassen sich nicht von Vorurteilen und islamfeindlicher Propaganda davon abhalten, Muslimen nachbarschaftlich in echter Liebe zu begegnen und auch das Gespräch über den Glauben nicht auszuklammern. Nur so wird ein friedliches und freundschaftliches  Zusammenleben möglich.
Allerdings befremdet es, dass der biblisch begründete Auftrag nicht zur Sprache kommt, wie er in der Theologischen Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen formuliert ist: „Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk“.
Die „Theologische Positionsbestimmung“ sieht Jesus innerhalb der Bundesgeschichte Gottes mit seinem Volk. Sie verschweigt jedoch, dass Gott seinen neuen Bund in Jesus Christus schließt. Dieser neue Bund ist Gottes Gnadenbund mit seinen Menschen. In der „rheinischen Positionsbestimmung“ bleibt der Gnadenbegriff schwammig und wird nicht auf Christus bezogen. Folgerichtig wird es abgelehnt, dass die Begegnung mit Muslimen auch deren Konversion zum christlichen Glauben zum  Ziel haben könnte.
Die kirchliche Wirklichkeit sieht  anders aus: Weil sich Kirchenmitglieder an diese Empfehlung nicht halten und stattdessen Zeugnis geben von ihrem Glauben, ihrer Hoffnung und der Liebe, die ihnen in Jesus Christus begegnet ist, sind in den letzten zwei Jahren Tausende Muslime zum Glauben gekommen. Gottes Geist hat ihnen eine Bekehrung zu Jesus Christus geschenkt, und sie haben sich taufen lassen.  
Menschen, die erfahren haben, dass Jesus lebt, können nicht schweigen von dem, was sie gesehen und gehört haben. Vor 2000 Jahren konnte der „Hohe Rat“ (Apg. 4, 1-20) sie nicht stoppen, und im Jahre 2018 werden sie sich nicht von der „Theologischen Positionsbestimmung“ aufhalten lassen. In der Begegnung mit Muslimen leben sie die Diakonie missionarisch und die Mission diakonisch.
Ich selbst treffe mich dreimal in der Woche mit Ali. Er liebt Jesus und hat sich taufen lassen. Wo er gebraucht wird, packt er in der Gemeinde mit an. Ali liest in der Bibel, betet zu Jesus und lobt Gott mit seiner schönen Stimme. Am Sonntagmorgen trifft man ihn im Gottesdienst.
Es ist die schönste Erfahrung, die man in der Gemeinde machen darf, wenn ein Mensch eine Konversion zu Jesus erlebt. Und es ist ein biblisch begründetes Menschenrecht, dass alle Menschen  die gute Nachricht von Jesus hören.

Dirk Scheuermann ist Pfarrer in Nierenhof und war bis Januar Vorsitzender des Westfälischen Gemeinschaftsverbandes.