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Diese bekannten Kardinäle wählen den nächsten Papst

Wichtige Berater von Papst Franziskus und seine schärfsten Kritiker haben im Konklave bald gemeinsam die Aufgabe, einen Nachfolger zu wählen. Wer sind die “VIPs” im Kardinalskollegium? Ein Überblick.

Bald werden um die 135 Männer in roten Gewändern in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan eingeschlossen. Fast alle werden in gleicher Montur wieder herauskommen – nur einer wird dann ein weißes Gewand tragen – und ist der nächste Papst.

Papst Franziskus hat in seiner Amtszeit (2013-2025) zahlreiche Kardinäle ernannt – viele aus entfernten Gegenden der Welt. Damit wollte er christliche Minderheiten und verfolgte Katholiken stärken. Das führt nun aber dazu, dass viele der Kardinäle sich nicht wirklich kennen – einen regelmäßigen Stammtisch oder eine Whatsapp-Gruppe der Kirchenfürsten gibt es nicht. Und doch sind einige Namen von ihnen bekannt. Ein Blick auf “Schwergewichte” der katholischen Kirche.

Der Luxemburger (66) erlangte durch seine führende Rolle bei der Organisation und Leitung der Weltsynode große Bekanntheit. Als Gesicht der Synode ist er auch Kardinälen außerhalb Europas ein Begriff. Hollerich arbeitete lange in Tokio. Wie Papst Franziskus ist er Jesuit.

(69) ist Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz. Er erlangte internationale Bekanntheit als Sondergesandter des Papstes im Ukraine-Krieg. Er steht der katholischen Bewegung Sant’Egidio nahe. Kirchenpolitisch gilt Zuppi als progressiv. Seine geistigen Wurzeln liegen im norditalienischen Sozialkatholizismus, der auch Papst Johannes XXIII. hervorbrachte.

(68) ist seit 2014 Erzbischof von Köln. Zuvor war er Erzbischof von Berlin und wurde von Benedikt XVI. 2012 zum Kardinal ernannt. Querelen um die Missbrauchsaufarbeitung in Köln sowie eine konservative kirchenpolitische Haltung sorgten für Probleme in Köln. Woelki steht dem deutschen Synodalen Weg skeptisch gegenüber.

(71) leitet seit 2008 das Erzbistum München und Freising. Marx war Teil eines Beraterstabes von Franziskus und arbeitete an der Kurienreform mit. In Deutschland gilt Marx, der von 2014 bis 2020 die Deutsche Bischofskonferenz leitete und auch die EU-Bischöfe (COMECE) führte, als Reformer. Mit katholischen Laien initiierte er den “Synodalen Weg”. Marx hat eigenes Fehlverhalten im Missbrauchsskandal eingeräumt und dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten; der lehnte aber ab.

Der Argentinier (62) leitete bislang die vatikanische Glaubensbehörde. Erst seit kurzem im Vatikan, ist er doch ein schon prominenter Nicht-Italiener im Konklave. Als enger Vertrauter von Franziskus war er maßgeblich am Papier zur Segnung Homosexueller beteiligt, “Fiducia supplicans”. Er gilt als Ghostwriter des verstorbenen Papstes.

(77) ist der einzige Deutsche, den Franziskus zum Kardinal machte. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden verlief nicht immer reibungslos. 2017 verlängerte der Papst Müllers Amtszeit als Leiter der Glaubenskongregation nicht. Anschließend kritisierte dieser die Amtsführung von Franziskus mehrmals öffentlichkeitswirksam.

Der Schweizer (75) leitete seit 15 Jahren die vatikanische Ökumene-Behörde. Mehrmals begleitete er Franziskus daher auch auf Auslandsreisen.

(67) aus Manila ist Asiens bekanntester Kardinal. Schon beim Konklave 2013 war er ein sehr junger Kandidat und galt als papabile. Er stand Franziskus nahe. Seine Entlassung als Präsident von Caritas Internationalis wegen Unregelmäßigkeiten war jedoch ein Rückschlag für Tagle.

Der Italiener (70) war Kardinalstaatssekretär und damit die Nummer Zwei im Vatikan. Als international bekannter und gut vernetzter Diplomat galt er als verlängerter Arm von Franziskus und unterstützte ihn bei der Reform der Kurie.

Der US-Amerikaner Raymond (76) zählt zu den entschiedensten Gegnern der Reformen von Franziskus. Segnungen homosexueller Paare etwa lehnte er strikt ab. Seine öffentliche Kritik am Papst hatte jedoch Folgen: Ihm wurden Dienstwohnung und Gehalt entzogen.

Der Afrikaner (79) stand lange Zeit an der Spitze der vatikanischen Gottesdienstbehörde. Er ist erklärter Anhänger jahrhundertealter kirchlicher Traditionen und entschiedener Gegner von Reformbemühungen.

(60) ist der höchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land. Als Patriarch von Jerusalem ist der Italiener eine Schlüsselfigur in der Vermittlung zwischen den Religionen dort.

Unter den US-Bischöfen zählt (71) zum progressiven Spektrum. Kurz vor Donald Trumps Machtübergabe zu Jahresbeginn wurde er zum Erzbischof von Washington ernannt. Er fordert Raum für sexuelle Minderheiten und Migranten und zählt zu den Kritikern der Trump-Regierung.

(64) ist eine wichtige katholische Stimme in Südamerika. Seit 2023 leitet der von deutschen Auswanderern stammende Franziskaner die Brasilianische Bischofskonferenz und steht an der Spitze des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM.

Als wohl einflussreichste Stimme Afrikas in der Weltkirche gilt (65). Reformversuche wie etwa Segnungen Homosexueller lehnt er strikt ab und kritisiert den Westen für Versuche einer “kulturellen Kolonialisierung”.