Artikel teilen:

Die Lebensgrundlage fortgespült

Die Diakonie-Katastrophenhilfe hat ihre Hilfe für die am schlimmsten betroffenen Regionen gestartet. Nach der ersten Nothilfe muss die Landwirtschaft wieder auf die Beine gestellt werden

BERLIN – Am 4. Oktober fegte „Matthew“, ein Wirbelsturm der Kategorie 4, der zweithöchsten Stufe, mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 225 Stundenkilometern über den Südwesten Haitis. Besonders getroffen wurden die Regionen Grand´Anse, Sud und Sud-Est. Die Diakonie Katastrophenhilfe (Berlin) ist mit ihren lokalen Partnern am Ort des Geschehens, um Hilfe zu leisten.
Nach Auskunft von Sylvie Savard, die das gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund betriebene Projektbüro der Diakonie-Katastrophenhilfe in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince leitet, ging es zunächst vor allem darum, die schwer betroffenen Gemeinden zu erreichen und das Ausmaß der Schäden aufzunehmen. Auch wenn Haiti ein kleines Land sei – durch die schlechten Straßenverhältnisse dauere es schon unter normalen Umständen mindestens drei Stunden, um von der Hauptstadt Port-au-Prince nach Jacmel zu dem Warenlager der Diakonie-Katastrophenhilfe zu kommen.

Schlechte Infrastruktur erschwert die Hilfe

Von dort aus werden die Hilfsgüter verteilt. Aufgrund zerstörter oder nicht passierbarer Straßen sei es aber, so räumt Savard ein, für die Hilfskräfte schwer, die am schlimmsten betroffenen Gebiete zu erreichen. Etwa die Stadt Jérémies sowie das Department Sud-Est. Dort seien bis zu 80 Prozent aller Häuser zerstört. Zudem seien Brücken eingestürzt, Bäume entwurzelt, Zufahrtsstraßen und ganze Teile von Gemeinden in der Region Grand´Anse überflutet. Dass viele Felder überschwemmt wurden und ganze Viehbestände in den Fluten ertrunken sind, treffe die Menschen besonders hart, betont Savard.  
Die Armut in Haiti ist nach Auskunft der Diakonie-Katastrophenhilfe groß, denn die Infrastruktur sei – auch bedingt durch die schwierigen geographischen Verhältnisse – seit Jahrzehnten schwach ausgebaut. Zudem seien die Folgen des Erdbebens von 2010 noch nicht überwunden. Zehntausende leben immer noch in Zelten. Erschwerend komme hinzu, dass einige Teile des Landes seit drei Jahren von einer Dürre betroffen sind.

Ein Großteil der Ernte ist verloren

In diesem Jahr habe es zwar mehr geregnet und die Menschen hätten sich eine Besserung ihrer Ernährungssituation erhofft, doch jetzt seien, wie Savard schildert, die Felder von „Matthew“ regelrecht ausgewaschen worden, ein Großteil der Ernte sei verloren.
Die Menschen in den stark betroffenen Departments sind den Angaben nach überwiegend Kleinbauern. Sie leben von dem Ertrag ihrer Felder und kleinen Viehbeständen. Der Hurrikan hat mit den Feldern und Tieren auch ihre Lebensgrundlage fortgespült. Eine Hungerkrise im Land ist deshalb nach Meinung von Fachleuten schon jetzt absehbar.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie befürchten außerdem eine Zunahme der Cholera. Schon vor dem Hurrikan wurden allein in diesem Jahr mehr als 28 000 Fälle gemeldet. Durch die Überschwemmungen habe sich die Trinkwasser- und Hygienesituation in vielen Gebieten dramatisch verschlechtert.
Nach der ersten Nothilfe, die zur Zeit erfolgt, soll es nach Darstellung von Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, im nächsten Schritt darum gehen, die Menschen dabei zu unterstützen, ihre Häuser wieder zu reparieren und ihnen Saatgut zur Verfügung zu stellen, um den immensen Ernteausfall zu kompensieren, so Keßler.
Für die Menschen in Haiti ruft die Diakonie-Katastrophenhilfe zu Spenden auf. Dabei weist sie darauf hin, dass zum Beispiel mit 43 Euro eine fünfköpfige Familie mit Hygieneartikeln wie Toilettenpapier, Waschmittel und Windeln versorgt werden kann.  62 Euro koste ein Schutzpaket für eine Familie, das aus Wolldecken und Planen besteht. UK

Spendenkonto: Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin, Evangelische Bank, IBAN: DE6852 0604 1000 0050 2502, BIC: GENODEF1EK1; Stichwort: Karibik Sturmhilfe.