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Die Bibel lesen

Woche vom 10. bis 16. Mai Sonntag: Psalm 100 Montag: Philipper 1,1-11 Dienstag: Philipper 1,12-18 Mittwoch: Philipper 1,18b-26 Donnerstag (Himmelfahrt): Psalm 11 Freitag: Philipper 1,27-2,4 Samstag: Philipper 2,5-11

Bis Pfingsten lesen wir den Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Pilippi. Diese Stadt liegt mit ihrem Hafen Neapolis im Norden der Ägäis, nicht weit weg von der thrakischen Küste, die heute die muslimische Türkei vom orthodoxen Griechenland trennt. Damals, in den Jahren 56-58 (nach anderer Beurteilung um das Jahr 60), gehörte die Stadt zum römischen Weltreich und lag an einer wichtigen Ost-Westverbindung, der legendären „via egnatia“, die Rom und Byzantium verband. Die Stadt Pilippi war strategisch gelegen, militärisch, wirtschaftlich und kulturell. Aus christlicher Sicht war sie die erste Missionsgründung auf europäischem Boden. Wobei der Unterschied Europa-Asien im römischen Weltreich nicht so empfunden wurde wie heute, er war kein Sprung in einen völlig anderen Kulturkreis. Die Gemeinden entwickelten sich entlang der bestehenden Handels- und Heerstraßen. Lydia, die Purpurhändlerin, war eine wichtige Persönlichkeit (Apostelgeschichte 17). Purpur war ein edler Stoff, und Gesellschaftsschichten nach verschiedenen Farben zu gliedern, war eine alte Übung. Das herzliche Vertrauensverhältnis zwischen Paulus und der Gemeinde, das sich in aufregenden Zeiten (Gefängnisaufenthalt) gebildet hatte, war einzigartig. Nur von dieser Gemeinde nahm Paulus materielle Unterstützung an. Darauf hat er ansonsten prinzipiell verzichtet. Der vorliegende Brief ist also nur ein Mosaiksteinchen in einer langjährigen Kommunikation. Das hat auch zu der Annahme geführt, dass der heutige Brief aus Stücken von ursprünglich drei gesonderten Briefen zusammengesetzt sein könnte.

Das würde dann die nicht einheitliche Gedankenführung und Sprünge in Stil und Gliederung erklären. Das könnten allerdings auch Eigenheiten sein, die aus der besonderen Vertrautheit herzuleiten sind. Für die lebendige Botschaft dieses Glaubensdokumentes ist das nur zweitrangig, weil die Einzelaussagen auch jeweils mit Gedanken aus den anderen Briefen verglichen und Fragen von dort im Zusammenhang geklärt werden können. Nicht zuletzt stammt Epaphroditus (2,25) aus Philippi, Helfer und Bruder des Apostels zugleich. Paulus war inhaftiert, immer aber auch in einer Weise, in der er Briefe schreiben konnte.
Einvernehmen besteht darüber, dass der Christus-Hymnus (2,6-11) schon vor Paulus als Bekenntnis gebetet oder gesungen wurde. Aber Paulus stellt ihn in die Mitte seiner Verkündigung: Jesus ist Urbild und Vorbild aller Glaubenden, nicht als glanzvoller Königssohn, sondern als leidender Gottessklave.