Sonntag: Psalm 68, 20-36
Montag: Jesaja 65, 17-25
Dienstag: Jesaja 66, 1-4
Mittwoch: Jesaja 66, 5-17
Donnerstag: Jesaja 66, 18-24
Freitag: Lukas 1, 1-17
Samstag: Lukas 1, 18-25
Eine großartige Verheißung beginnt in 65,17. Eine Neuschöpfung von Himmel und Erde durch Jahwe wird angesagt. Gott wird dann zufrieden sein mit seinem Volk. Ja, er wird sich an ihm freuen. Klagen über das Leben, Säuglingssterben, Sterben in jungen Jahren, Fremdherrschaft und Unterdrückung wird es nicht geben. Wirklich paradiesisch werden die Zustände in Israel sein mit Eigentum, fruchtbaren Feldern, köstlichen Früchten und guter Ernte. Gott wird wieder ein offenes Ohr haben, wenn Israel zu ihm ruft. Ja, noch ehe sie zu ihm rufen, wird er ihre Anliegen schon hören. Selbst die Natur wird den Frieden Gottes praktizieren, Wolf und Lamm werden in Frieden beieinander leben.
In Kapitel 66 erklingen tempelkritische Töne. Wieder wird deutlich, dass das Volk geteilt ist in solche, die Jahwe treu sind und andere, die seinen Willen nicht befolgen. Erneut wird kultische Praxis abgelehnt, wenn der Lebenswandel ihr nicht entspricht. Wichtiger als Tempel und Kult ist für Jahwe der Umgang mit den Notleidenden. Der Opferkult wird sogar grundsätzlich in Frage gestellt. Der Zorn Jahwes wird angesagt.
Zum Glück folgen auch hier Verheißungen des Heils. Das Bild einer Geburt wird genutzt um anzusagen, dass auch die Wandlung Israels ein Prozess ist, der seine Zeit braucht. Für die neu Geborenen wird Gott sein wie eine Mutter, die nährt, tröstet und zärtlich ist.
Allerdings folgt dieser Heilszusage wieder die Ankündigung des Gerichts über die, die sich (auch kultisch) falsch verhalten – das Buch endet mit dem trostlosen Bild von Leichen vor den Toren der Stadt. Es bleibt bei dem Unterschied, nicht nur in Israel, sondern auch in der Diaspora der Völkerwelt: Unter beiden gibt es sowohl treue Verehrer Jahwes als auch Menschen, die seinen Willen missachten. Den einen (auch aus der Völkerwelt) gilt das zukünftige Heil, sie werden erwählt; die anderen ereilt das Gericht. Der Tat-Ergehens-Zusammenhang bestimmt und erklärt das jeweilige Schicksal.
Immerhin: Israel hadert nicht mit Gott, wenn sich die Verheißungen nicht erfüllen. Vielmehr wird in der Erklärung des Propheten die Schuld im eigenen Fehlverhalten gesucht. Die menschliche Schuld verzeihende Gnade allerdings sucht man in seinen Texten fast vergeblich. Bestenfalls in Ansätzen ist sie im ursprünglichen Bestand des Buches zu finden. Auch Gedanken zur Erlösung durch die Stellvertretung des von Gott gesandten Knechtes wie im zweiten Jesajabuch fehlen. Gut, dass diesen Texten durch das Weihnachtsevangelium eine versöhnliche Sicht Gottes mit den Bibeltexten der nächsten Woche an die Seite gestellt wird.