Sonntag: Psalm 16
Montag: 1. Korinther 15, 50-58
Dienstag: 1. Korinther 16, 1-12
Mittwoch: 1. Korinther 16, 13-24
Donnerstag: 1. Petrus 1, 1-12
Freitag: 1. Petrus 1, 13-16
Samstag: 1. Petrus 1, 17-21
Die frühen christlichen Gemeinden in Kleinasien – im Gebiet der heutigen Türkei – bildeten sich aus Menschen, die zuvor die römischen Götter angebetet haben. Sie waren Heiden. Dann wurden sie Christen, brachen mit den Traditionen ihrer Väter und glaubten an den Gott Israels. Zudem verehrten sie einen verurteilten Juden, den sie „Christus“ nannten, was „der Gesalbte“ heißt. Sie nahmen nicht mehr an den Festen zu Ehren der römischen Götter teil und wurden ihren Familienangehörigen, ihren Nachbarn und Arbeitskollegen fremd.
In diese Situation hinein erhalten die heidnischen Gemeinden ein Rundschreiben mit dem Absender des Petrus. Schon der erste Satz nimmt die Situation seelsorglich auf, er richtet sich „an die auserwählten Fremdlinge“. Doch sind sie nicht nur Fremde geworden. Israels Gott ist ihnen zum Vater (Vers 2) geworden, er hat sie erwählt und damit geradezu neugeboren (Verse 3.23). Das gibt wirklich Anlass zur Hoffnung (Verse 3.13) und zur Freude (Vers 8.). Dieser Zusammenhang von Fremdheit, Erwählung und neuer Zugehörigkeit durchzieht den ganzen Petrusbrief.
Mose besprengte einst das jüdische Volk zum Zeichen des Bundes mit Blut (2. Mose 24,8). Durch die Auferstehung Jesu Christi (Vers 3) hat Gott nun seinen Bund mit den Heiden geschlossen (Vers 18). Für die Heiden hat er einen sehr hohen Preis bezahlt, nämlich das „Blut Christi“. Im jüdischen Denken sitzt im „Blut“ das Leben, deshalb ist mit diesem Ausdruck die Lebenshingabe Christi gemeint.
Mit dem Bild der „umgürteten Hüften“ (13) ruft der Brief auf, einsatzbereit zu sein, dieses neue Gottesverhältnis im Alltag zu leben. Dabei ist es wichtig, nüchtern zu bleiben, statt sich – wie früher – unbedacht den Begierden (V.14) hinzugeben. Was im Judentum selbstverständlich ist – sich am geschriebenen Wort Gottes (Verse 23.25) zu orientieren –, müssen die Heiden erst lernen. Deshalb zitiert der Brief so oft die Heilige Schrift. Wer sich an Gottes Wort orientiert, wird auch an der Unvergänglichkeit Gottes teilhaben. Bemerkenswert ist der Hinweis darauf, dass Gott von Beginn der Welt an plante, die Heiden zu retten (Verse 18.19). So wirkte der Geist Christi schon durch die Propheten Israels (Vers 10.11).
Die Gemeindeglieder bilden als Kinder Gottes eine neue Familie (Vers 22) und sollen mit „reinem Herzen“ einander lieben. Das „Herz“ ist im jüdischen Verständnis weniger der Ort der Emotionen als der Ort des Denkens und des Wollens. Damit wird die Geschwisterliebe nicht den Gefühlen, sondern dem Verstand zugeordnet.