Artikel teilen:

Die Bibel lesen

Woche vom 12. bis 18. Mai

Sonntag:    Psalm 103
Montag:     2. Samuel 7, 1-16
Dienstag:     2. Samuel 7, 17-29
Mittwoch:     2. Samuel 11,1-27
Donnerstag:     2. Samuel 12,1-25
Freitag:     2. Samuel 15, 1-12
Samstag:     2. Samuel 15,13-37

David etabliert sich in Jerusalem. Auch die Bundeslade hat er inzwischen geholt, und er kann sich mit Recht als König des ganzen Volkes Israel verstehen, nachdem noch in Hebron alle Stämme seine Herrschaft bestätigt hatten (Kap5). Es kehrte also eine gewisse Ruhe ein (7,1). Das dramatische Ende Sauls und seine niederschmetternden Folgen hatten keine Langzeitwirkung. Und David fasst nun in seinem neuen Palast den Gedanken, auch für Gott, und das hieß für die Bundeslade, ein angemessenes Haus zu bauen. Er bespricht dieses Thema selbstverständlich mit dem „zuständigen Propheten“, mit Nathan, der dann auch das Wort Gottes dem König überbringt. Und das hat es in sich: David wird geradezu gerügt, denn Gott sagt: Habe ich als Gott der Väter, als Gott der langen Geschichte Israels jemals gefragt: „Warum baut ihr mir nicht ein Zedernhaus?“ (7,7). Und auch an die eigene Geschichte wird David erinnert: Von den Hürden seiner Schafe wurde er gerufen, und Gott ist bei ihm gewesen, „wo immer du hingegangen bist“ (7,9). Gott ist ein Gott mit seinen Menschen, seinem Volk. Er ist nicht an einen Ort gebunden. Und erst dann folgt der Satz, der vor allem im 19.Jahrhundert nach Theodor Herzl (Der Judenstaat 1896) und bis heute in Israel eine große Bedeutung hat: „Und ich will meinem Volk Israel eine Stätte (eine Heimstatt!) geben und will es pflanzen, dass es daselbst wohne und sich nicht mehr ängstigen müsse“, also in Sicherheit sei.(7,10)
Nathan muss auch hinzufügen: Ein Gotteshaus wird nicht David bauen, sondern erst die nachfolgende Generation. Wobei auffällig ist, mit welchem Nachdruck bestätigt wird, dass es sich bei dem nächsten König – anders als bei Saul – um einen leiblichen Sohn Davids handeln wird. Davids Königtum wird also nicht abgelöst, sondern weitergeführt. Und es wird  – ebenfalls anders als bei Saul – unabhängig von der Schuld des Herrschers Bestand haben. Eine große Verheißung! Bewegend ist auch zu lesen, wie erschüttert David bei alledem ist.

Aber das Reich Davids war kein reines Friedensreich. Die „üblichen Kriege“ mit den Nachbarvölkern waren zu führen. Aber das hat im Samuelbuch nicht den Raum, den etwa die Batseba-Geschichte einnimmt. Was wie ein zartes Liebesgeplänkel beginnt, wird zu einer grausamen Geschichte mit allen Gemeinheiten, allem Versagen und allen Verstrickungen menschlicher Schuld. Aber das wird auch überliefert mit einer Auflösung und Offenheit, die noch heute atemberaubend ist.