Sonntag: Psalm 95
Montag: Hebräer 4, 1-13
Dienstag: Hebräer 4, 14–5, 10
Mittwoch: Hebräer 5, 11–6, 8
Himmelfahrt Psalm 68, 1-21
Freitag: Hebräer 6, 9-20
Samstag: Hebräer 7, 1-10
Die „Ruhe bei Gott“ ist das Ziel aller Wanderschaft. Dabei ist dieses Wort von umfassender Bedeutung. Es kann „Heimat“oder „Zuhause“ meinen, aber durchaus auch im Sinne avon Ausruhena, „Ruhestand“ verwendet werden, also frei von den täglichen Mühen und Geschäften mit Zeit für das Wesentliche, Altersheime in Israel heißen so. Insgesamt gehört es zum Schalom, zum Frieden, aber nicht im Sinne von lebloser Friedhofsruhe, sondern lebendiger Muße. Für Hebräer klingt sofort die Schöpfungsgeschichte mit: Gott ruhte am siebten Tag. Es ist alles vollendet!
Ein Hoher Priester steht als oberste Autorität an der Spitze einer Hierarchie und ist als Mittler zwischen Gott und Geschöpfen in vielen Religionen bekannt, wie etwa in Ägypten oder in Babylonien, den „Lern-Orten“ in der jüdischen Geschichte. Im Verhältnis zwischen Priestern und Herrschern gab es historisch viele Varianten und auch Spannungen. Im Alten Testament ist der „hakohen ha gadol“, der Groß-Priester, denn auch jung in der Tradition und ragt erst in der späten priesterschriftlichen und vor allem in der nachexilischen Literatur durch seine besondere Rolle hervor. Dieser Priester tritt als Einziger im Allerheiligsten des Tempels vor die Bundes-Lade, die die Zehn Gebote enthält. Dort erwirkt er als „Ausgesonderte für Jahwe“ einmal im Jahr am Versöhnungstag für sich selbst und für das ganze Volk Sühne. Als sündloser Mittler, nicht mehr als Mensch galt er jedoch erst beim Eintritt in das Allerheiligste!
Im Hebräerbrief wird die Begrenztheit des menschlichen Hohenpriesters aufgezeigt: Er muss auch für seine eigenen Sünden opfern, ihm fehlt der göttliche Charakter der Ewigkeit. Der eigentliche Hohepriester ist dagegen Christus, der einzigartig und von vorneherein sündlos ist. Er bringt sich selbst als unwiederholbares und endgültiges Opfer für alle Menschen, nicht nur für Israel dar und macht damit den Zugang zu Gott frei.
Gewiss kann man mit diesen Aussagen manches von dem ausdrücken, was Jesus damals getan hat, aber man darf nicht übersehen, dass er seinen Jüngern ganz bewusst eine andere Lebensregel gegeben hat, wie nicht nur zuletzt in der Fußwaschung (Johannes 13) zum Ausdruck kam. Und Jesus ist bis ans Kreuz Mensch geblieben, ganz und gar und gerade in der alten Priesterstadt Jerusalem ein Kontrastbild zu den bisherigen Vorstellungen. Es darf ebenfalls nicht übersehen werden, dass es eine christliche Bekenntnisformel, die von Christus als Hohem Priester geredet hätte, nie gegeben hat.