Die App „StromGedacht“ ist innerhalb des ersten Jahres 200.000 Mal heruntergeladen worden. Sie informiert Verbraucherinnen und Verbraucher über den aktuellen Status des Stromnetzes und bittet gegebenenfalls mittels Push-Nachricht, durch zeitliche Verschiebung des eigenen Stromverbrauchs das Netz zu entlasten, teilte das Unternehmen TransnetBW am Montag in Stuttgart mit. Die tatsächliche Auswirkung auf den Stromverbrauch lasse sich aber noch nicht messen, räumten die App-Betreiber ein.
Der Vorsitzende der Geschäftsführung von TransnetBW, Werner Götz, wies darauf hin, dass das Management von Netzengpässen derzeit bundesweit jährlich 4,2 Milliarden Euro koste. Weil die Nord-Süd-Leitungen für den Stromtransport nicht ausreichend ausgebaut seien, müssten die Stromproduktion im Norden teilweise gedrosselt und gleichzeitig konventionelle Kraftwerke im Süden hochgefahren werden. Das Problem lasse sich durch den Ausbau der Nord-Süd-Stromtrassen entschärfen, doch werde das noch viele Jahre dauern.
Nach Götz’ Überzeugung könnten Verbraucher ohne Komfortverluste die Nutzung vieler Geräte in Zeiten schieben, wenn es keine Engpässe gibt. Dazu zählt er Wärmepumpen, das Laden von E-Autos, Kühlaggregate, aber auch den Einsatz von Pumpen in Wasserwerken. Im vergangenen Jahr habe die App achtmal die Warnfarbe orange angezeigt, man sei aber von rot als Farbe für drohenden Strommangel noch weit entfernt gewesen.
Projektleiterin Ruth Hauber von TransnetBW sagte, inzwischen gebe es eine Schnittstelle, mit deren Hilfe sich der Einsatz der App an Maschinen automatisieren lasse. Geräte im Smart Home könnten so verknüpft werden, dass sie sich bei Stromengpässen vorübergehend abschalten. Man hoffe, mit dieser Schnittstelle auch in Industrie und Kommunen neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden.
Im Oktober wurde der App die Farbe „supergrün“ zugefügt. Wenn sie leuchtet, steht besonders viel Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung. Verbraucher werden ermutigt, bei „supergrün“ Geräte wie Wäschetrockner oder Geschirrspülmaschine laufen zu lassen. Private Haushalte machen in Deutschland rund ein Viertel des Stromverbrauchs aus.