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Diakonie warnt vor wachsender Schieflage der Pflege

Die finanzielle und personelle Lage der Pflegeeinrichtungen in der Diakonie Hessen verschlechtert sich besorgniserregend. „Das Leistungsangebot ist stark gefährdet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Carsten Tag am Donnerstag in Frankfurt am Main. Eine Mitgliederumfrage zeige, dass fast die Hälfte der ambulanten und ein Viertel der stationären Mitgliedseinrichtungen sich in einer „finanzielle Schieflage“ befinde. Ein Drittel der Einrichtungen schätze ihre Situation noch schlechter ein als im Vorjahr. Von den 346 Pflegeeinrichtungen der Diakonie Hessen nahmen 110 Einrichtungen an der Umfrage im Juni teil.

„Die Pflege krankt. Unsere Pflegeeinrichtungen müssen immer häufiger von Monat zu Monat ihre Finanzierung neu ausrichten. So mangelt es schon seit Jahren an Personal. Dazu kommt, dass die Einrichtungen viel zu lange auf ihr mühsam verdientes Geld warten müssen, weil Sozialämter und Kostenträger oft erst verzögert zahlen“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende. 78 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden ambulanten Dienste könnten ihr Leistungsangebot wegen fehlenden Personals oder unzureichenden Entgelts nicht ausschöpfen. Das heißt, sie könnten weniger Pflegebedürftige betreuen, als eigentlich möglich wäre.

Zugleich stünden die Pflegeeinrichtungen unter einem großen Investitionsdruck, sagte Tag. Massive Investitionen in die Infrastruktur für Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, Digitalisierung und Fuhrpark stünden an. Die Investitionen müssten refinanzierbar sein, forderte die Abteilungsleiterin Pflege der Diakonie Hessen, Sonja Driebold. „Die Landesregierungen müssen sich wieder aktiv am Neu- und Ausbau der pflegerischen Infrastruktur beteiligen und drastisch die öffentliche Förderung erhöhen.“ Die Finanzierung dürfe nicht weiter zulasten der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der kommunalen Sozialhilfeträger gehen.