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Diakonie: Pflegende Angehörige brauchen mehr Unterstützung

Die Pflege muss aus Sicht der Diakonie umfassend reformiert werden. Die Zeit der Notlösungen sei vorbei. Daher hat die Sozialorganisation sechs Forderungen zusammengefasst und eine Kampagne gestartet.

Angesichts der wachsenden Zahl Pflegebedürftiger in oft häuslicher Pflege fordert die Diakonie eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. “Pflegende Angehörige brauchen mehr Unterstützung”, sagte Diakonie-Sozialvorstand Maria Loheide am Mittwoch in Berlin.

Derzeit werden vier von fünf Pflegebedürftigen zuhause gepflegt. Die angekündigte Pflegereform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sei wieder nur “eine Notlösung” und böte keinen tragfähigen Weg für die Zukunft, beklagte Loheide. “Herr Lauterbach hat die Altenpflege überhaupt nicht im Blick.”

Aus Sicht der Diakonie braucht es wenigstens fünf weitere Punkte, um die Pflegesituation zu verbessern. “Es muss gehandelt werden, denn nächstes Jahr wird die Pflegeversicherung pleite sein”, mahnte Loheide. Mit einer Kamapagne und Petition möchte die Diakonie daher den Druck auf die Politik erhöhen und die Gesellschaft für das Problem sensibilisieren. So müssten Kommunen bessere Angebote für Seniorinnen und Senioren anbieten. Prävention und Rehabilitation würden derzeit viel zu wenig genutzt. Es wäre beispielsweise sinnvoll, Senioren über 75 Jahren jährlich zu besuchen.

Darüber hinaus brauche es dringend mehr Pflegekräfte und eine weitere Stärkung des Berufs. Krankenpfleger und Pflegeaktivist Ricardo Lange, ein Gesicht der Kampagne, warnte eindringlich vor den Folgen des Fachkräftemangels in der Pflege. “Es ist eure Mama, euer Papa, der versorgt werden muss”, so Lange. Und Pflege könne jeden treffen, zu jeder Zeit.

Weiter spricht sich die Diakonie für eine Pflegevollversicherung mit einem begrenzten und kalkulierbaren Eigenanteil aus. Viel zu viele könnten sich die Pflege bereits heute nicht leisten, so Loheide. Da die Finanzlage der Pflegeversicherung sehr prekär sei, müsste die Politik hier rasch gegensteuern. Die Kassen hatten am Mittwoch prognostiziert, dass die geplante Beitragserhöhung nicht reichen werde, um das Finanzloch zu stopfen.

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird nach Schätzungen des Bundesamts für Statistik in den kommenden zehn Jahren weiter deutlich auf über 5,6 Millionen steigen.