Die Diakonie in Niedersachsen und der bundesweite evangelische Pflegeverband warnen vor einem Kollaps der Pflege. Ohne eine grundständige Reform der Pflegeversicherung werde es bald keine professionelle Pflege mehr geben, teilten die Verbände am Dienstag mit. Zudem seien Sofortmaßnahmen notwendig. Dazu gehöre etwa die Finanzierung der Ausbildung oder der stationären Behandlungspflege aus Steuermitteln.
Stattdessen seien zugesicherte Bundesmittel für versicherungsfremde Leistungen nicht gewährt und der Bundeszuschuss bis 2027 gestrichen worden, kritisierte der Vorsitzende Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege (DEVAP), Wilfried Wesemann. Die Versorgungssicherheit könne so kaum mehr sichergestellt werden.
Zugleich werde der Aufenthalt in stationären Pflegeeinrichtungen für die Bewohner und deren Angehörige zur Armutsfalle, kritisierte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke. Der Eigenanteil für einen Pflegeplatz in diesem Bundesland betrage inzwischen rund 2.300 Euro. Die Durchschnittsrente liege bei 1.366 Euro. Viele zu Pflegende müssten deshalb Sozialhilfe beantragen. Ihnen blieben dann 152 Euro pro Monat zur freien Verfügung. „Das ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft“, bemängelte Lenke.
Der Personalmangel ist den Experten zufolge ein weiteres drängendes Problem. Zwei Drittel der ambulanten und stationären Träger hätten ihre Angebote aufgrund fehlenden Personals reduzieren müssen. Die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal müssten dringend verbessert werden, um den Job für den Nachwuchs attraktiv zu gestalten, forderte Andrea Hirsing, Vorstandmitglied beim DEVAP.
Zudem müssten Berufsabschlüsse von Fachkräften aus dem Ausland leichter anerkannt werden. „Was uns bei der Gewinnung von Fachkräften allerdings nicht hilft, sind Debatten darüber, welche Personen, wann abgeschoben werden sollen“, betonte Hirsing. Das steigere die Attraktivität des Arbeitgeberstandorts Deutschland nicht.