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Deutschlands bekannteste Feuerwehrfrau wirbt um Freiwillige

Täglich rückt in Deutschland die Feuerwehr aus: Für all diese Einsätze braucht es Risikobereitschaft und Mut, aber vor allem Teamgeist – sagt Deutschlands bekannteste Feuerwehrfrau Marie Trappen.

Im vierten Jahrhundert soll einer Legende nach in Oberösterreich ein junger Mann allein durch sein Gebet ein brennendes Haus gerettet haben. Bis heute ist der heilige Florian Schutzpatron der Feuerwehren. Sicher hat nicht selten eines ihrer Mitglieder im Einsatz ein Stoßgebet zum Himmel geschickt – in akuter Gefahr hilft aber vor allem die Expertise, die Übung und ein klarer Kopf.

Die ersten freiwilligen Feuerwehren gab ab dem 18. Jahrhundert. Bis es staatlich organisierte Feuerwachen in Deutschland gab, dauerte es noch bis ins 19. Jahrhundert. Heute gibt es in jeder Stadt und in jedem Dorf Deutschlands haupt- und ehrenamtliche Menschen, die sich bei der Feuerwehr engagieren. Der Deutsche Feuerwehrverband in Berlin hat bei seiner letzten Erhebung im Dezember 2022 insgesamt 35.754 berufliche und 1.014.953 freiwillige Feuerwehrleute gezählt. Einer dieser Menschen ist Marie Trappen, die sich im hessischen Hachborn engagiert.

Die 43-Jährige ist vermutlich die bekannteste Feuerwehrfrau Deutschlands. Denn sie berichtet nicht nur über Soziale Medien und ihren Podcast “mariebrennt” über die Welt der Feuerwehr, sie hat dazu auch ein Buch geschrieben, das jetzt erschienen ist. “Gemeinsam durchs Feuer” heißt die Autobiographie, in der Lesende viel über Trappen selbst erfahren, während ihr Engagement bei der Feuerwehr aber der rote Faden bleibt.

Das Interesse für dieses Ehrenamt hat sich bei ihr schon früh entwickelt. Durch viele Umzüge war sie bereits in mehreren Wehren aktiv. Mehr als jede zehnte Person, die sich dort engagiert, ist inzwischen weiblich. Das ist aber noch zu wenig, findet Marie Trappen. Dass sich viele Frauen vermutlich nicht trauen, bei der Feuerwehr aktiv zu werden, kann sie jedoch verstehen: “Es liegt daran, dass Frauen ganz oft an sich und ihren Fähigkeiten zweifeln. Das ist ja auch kein Wunder: Uns wird ja eingeredet, dass wir nicht mal ein Auto rückwärts einparken können.”

Dazu komme, dass Frauen wenig Zeit für Hobbys bleibe, weil sie sich nach wie vor meistens hauptsächlich um Familie und Haushalt kümmerten. “Ich werbe immer dafür, so ein Ehrenamt auch als Me-time zu begreifen. Bei den Einsätzen erfährt man sehr viel Selbstwirksamkeit”, sagt Trappen. Zumindest zeigt die Statistik des Deutschen Feuerwehrverbands, dass sich die Anzahl der Frauen seit dem Jahr 2000 sowohl bei den haupt- als auch bei den Ehrenamtlichen fast verdoppelt hat.

Insgesamt werde es trotzdem “immer schwieriger”, Menschen für dieses außergewöhnliche Hobby zu begeistern, findet Marie Trappen. Das hängt nach ihrer Ansicht auch damit zusammen, dass Feuerwehrleute oft einer gewissen Gefahr ausgesetzt sind. “Ich befürchte, dass es irgendwann nur noch die Berufsfeuerwehren beziehungsweise hauptamtliche Kräfte gibt.” Besonders auf den Dörfern, wo es keine hauptamtlichen Wachen gibt, werde immer mehr zusammengelegt.

Damit es vielleicht doch noch anders kommt, setzt Marie Trappen auf Information: Sie nimmt Menschen auf Instagram, im Podcast und bei anderen Sozialen Medien mit in den Alltag ihres Ehrenamts. Es bedeutet zwar unter anderem stete Bereitschaft, die Verpflichtung zu rund 40 Übungsstunden im Jahr und Risiken für Leib und Leben. Aber es ist eben auch eine Tätigkeit, bei der Menschen anderen helfen können.

Und das, findet Marie Trappen, sei ein wirklich gutes Gefühl. “Ich glaube, alle Feuerwehrleute haben ein Helfersyndrom und eine gewisse Abenteuerlust – aber das reicht natürlich nicht aus, um dabei zu bleiben”, sagt sie. Man erfährt bei der Feuerwehr auch ganz viel Kameradschaft, man kann gemeinsam wachsen und sich als Team entwickeln.”

Sie habe zwar auch schon Angst und Panik gespürt bei schwierigen Einsätzen. Doch die Möglichkeit zu helfen, wiegt das auf: “Ich wachse innerlich so sehr daran , weil ich dabei immer wieder über meine Grenzen hinaus gehe. Bei mir wurde vor einer Weile ADHS diagnostiziert. Das sehe ich aber nicht als Krankheit, sondern als Teil meiner Persönlichkeit und auch als Chance. Es bringt mich dazu, immer Neues auszuprobieren, mutig zu sein und aus meiner Komfortzone auszubrechen.”

Wenn Marie Trappen sich etwas für ihre und die Arbeit ihrer Feuerwehrkameradinnen und – kameraden im ganzen Land wünschen könnte, dann wäre es noch mehr Ausbildung und Ausrüstung: Denn die Aufgaben seien um einiges vielfältiger geworden: “Die Feuerwehren müssen besser vorbereitet sein auf die Einsätze, die immer häufiger werden: Starke Unwetter, Waldbrände, brennende E-Autos. Nur wenige sind für diese Herausforderungen richtig ausgebildet, da muss noch mehr passieren.”

Es fange auch schon bei ganz praktischen Dingen wie den Geräten an: “Wir haben zum Beispiel bei Weitem zu wenige Löschflugzeuge oder Hubschrauber und auch zu wenig spezielle Offroad Fahrzeuge, mit denen man in den Wald kommt, in Deutschland und bei steigender Waldbrandzahl wirklich ein Problem, die Brände dann in den Griff zu bekommen.”

Es hilft ihr, dann in einem gut eingespielten Team unterwegs zu sein. Gefragt, was im Rückblick ihr wichtigster Einsatz gewesen ist, sagt die Feuerwehrfrau: “Es gibt da keinen, der wichtiger wäre als ein anderer.” Und auch im Team seien nicht nur die wichtig und Helden, die in das brennende Haus reingehen. “Ohne den Maschinisten, der das Wasser bereitstellt oder den Kameraden, der den Schlauch anschließt, würde der Einsatz genauso wenig gelingen. Es ist der Teamgedanke, der bei der Feuerwehr zum Erfolg führt.”