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Deutsche Hühner legen mehr Eier

Ein gutes Huhn legt jeden Tag ein Ei. Ganz so hoch liegt der Jahresschnitt zwar nicht, doch was Legehennen in Deutschland 2024 geleistet haben, ist enorm. Das Ostereierfärben könnte in diesem Jahr dennoch teuer werden.

Noch sind es gut fünf Wochen bis zum Osterfest. Doch die Planungen für den wichtigen christlichen Feiertag – sofern man ihn denn als solchen begehen möchte – sind schon im vollen Gange. Wie in jedem Jahr, wird das Eierfärben und -suchen in vielen Familien einer der zentralen Bestandteile der Ostertage sein.

Da erscheint es erstmal als gutes Omen, wie außerordentlich produktiv die Legehennen in Deutschland im vergangenen Jahr waren. Knapp 13,7 Milliarden Eier wurden 2024 auf Hühnerhöfen hierzulande produziert, gut eine halbe Milliarde mehr als im Vorjahr, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Auswertung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervorgeht. Aufgerechnet auf die rund 45 Millionen Tiere ergibt sich daraus ein Jahresdurchschnitt von 302 Eiern pro Henne.

Und auch aus ökologischer Sicht gibt es verhältnismäßig gute Nachrichten. Denn obwohl die von Tierschützern oft kritisierte Form der Bodenhaltung im Stall weiterhin mit 58 Prozent die häufigste Haltungsform war, stiegen die Anteile der aus Freilandhaltung sowie aus ökologischer Haltung erzeugten Eier leicht um etwa 0,6 Prozentpunkte auf 23,6 beziehungsweise 14,1 Prozent. Lediglich 4,3 Prozent der Produktion entfielen auf die Kleingruppenhaltung in ausgestalteten Käfigen, die nur noch bis Ende diesen Jahres zugelassen ist.

Noch deutlicher wird die Entwicklung im Fünf-Jahres-Vergleich: Im Jahr 2019 stammten noch knapp 63 Prozent der Eier aus Boden- und 6,1 Prozent aus Käfighaltung. Der Freilandanteil lag mit 19,5 Prozent, die ökologische Erzeugung mit 11,5 Prozent noch deutlich niedriger.

Trotz dieser positiven Entwicklung warnen die Produzenten vor dem Osterfest vor einer möglichen Eierknappheit und dementsprechend höheren Preisen. Woran liegt das? Zunächst einmal steht allgemein auch eine hohe Eierproduktion in Deutschland einem noch größeren Eierhunger der Bevölkerung entgegen. Denn jeder Deutsche aß im Jahr zuletzt etwa 236 Eier; hochgerechnet auf die über 83 Millionen Bundesbürger ergibt sich daraus also ein Jahresverzehr von knapp 20 Milliarden Eiern (Stand 2023). Dieser kann nur zu etwa drei Vierteln aus eigener Produktion gedeckt werden, die restlichen Eier müssen aus anderen Ländern importiert werden.

Die Gründe für Knappheit und Preisanstieg erklärte der Vorsitzende des Bundesverbands Ei, Hans-Peter Goldnick, gegenüber der Verlagsgruppe Ippen mit einem stetigen Rückzug aus der Eierwirtschaft im Nachbarland Niederlande, dem wichtigsten Handelspartner für Eier in Deutschland. Zudem hätten aufgrund von Vogelgrippefällen auch auf Höfen in Norddeutschland Tausende Legehennen getötet werden müssen; sie zu ersetzen werde noch Zeit benötigen. Trotz allem versichert der Dachverband aber: Es werden für die Ostertage ausreichend Eier zur Verfügung stehen.

Grundsätzlich gefährdet ist die Eiersuche zu Ostern also nicht. Dennoch stellt sich die Frage, ob der Eierkonsum in Deutschland langfristig noch tragbar ist. Zwar werden Eier als tötungsfreie und auch klimaschonendere Alternative zum Fleisch geschätzt. Doch Tierleid kann so nicht verhindert werden. Eine Studie der Universität Bern stellte vor drei Jahren etwa für die Schweiz fest, dass knapp 97 Prozent aller Legehennen unabhängig von ihrer Haltungsart unter ein bis mehreren Knochenbrüchen litten. Schuld war aus Sicht der Forscher der hohe Kalziumbedarf durch die Eiproduktion, der das Skelett der Tiere schwächt. So zerbrechen die Knochen der Tiere schon bei leichten Berührungen.

Wissenschaft und Tierschützer werben deshalb zunehmend für die Haltung von Zweinutzungshühnern, die als Eier- und Fleischproduzenten genutzt werden können. Dabei handelt es sich um andere Tiere als die Hochleistungszüchtungen für die Eierwirtschaft, die nicht als Fleischlieferanten taugen. Diese würden dann zwar weniger Eier legen, wüchsen aber gesünder auf. Der Nachteil: Die Produktion wird teurer; zahlen wird das am Ende der Verbraucher.