Am Anfang steht meist ein Bild. Dazu eine treffende Bibelstelle. Lebensnah liest Pfarrer Daniel Schmidt (44) aus Rothenburg in der Oberlausitz zwei Wochen im Jahr das „Wort zum Tag“ im Radioprogramm bei MDR Kultur. Vom geistig gut trainierten 90-Jährigen erzählt er, ebenso von der Schülerin, die Telefonnummern auf dem Handrücken notiert. Es sind Erlebnisse aus der Evangelischen Kirchengemeinde Rothenburg.
Im Mai 2023 wurde er zum Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz gewählt. Am 20. August war seine offizielle Einführung in Niesky. In Neustadt (Dosse) in der Ostprignitz wuchs Daniel Schmidt auf. Zu Hause lebten ihm seine Eltern den Glauben vor. „Es war eher tief verankerte Grundsatz-Überzeugung. Glaube war fester und klarer Teil unseres Lebens“, sagt der Rothenburger. „Wir stritten nie um des Streits willen. Es ging stets um Inhalte. Darum, diese Inhalte zu durchdringen.“
Aufgewachsen in der Prignitz, zum Studium nach Berlin und Südafrika
Daniel Schmidts Vater war Rangiermeister, die Mutter arbeitete als Fahrdienstleiterin, später als Fahrkarten-Verkäuferin bei der Bahn. Ihr Vater Wilhelm Giering stand stets für klares Handeln als Christ ein. „Das hat mich geprägt“, meint Enkel Daniel Schmidt heute. „Ebenso die Junge Gemeinde. Dort stritten wir kontrovers über Themen wie Krieg und Frieden.“ Ursprünglich wollte er Staatsanwalt werden. Doch beim Wehrdienst kam er zu einer Erkenntnis. „Ich spürte: Ich bin eher Vermittler, Diplomat und Gesprächs-Ermöglicher. So kam ich zum Theologie-Studium nach Berlin an die Humboldt-Uni.“
Zwei Semester studierte er zudem an der Uni Stellenbosch in Südafrika. In der kleinen 90 000-Einwohner-Stadt mit 22 000 Studenten und 22 Kirchen lernte Daniel Schmidt vielfältige Glaubensgemeinschaften kennen. „In mir reifte der Wunsch, künftig Menschen im Glauben zu begleiten“, erzählt er. In Südafrika war es auch, wo Daniel Schmidt tiefe Glaubensfreude, Glaubenstreue und Glaubensstreit kennenlernte. Und die Erkenntnis: Glaube lebt stets vom Fragen und Streiten.
Nächster Halt: Bahnhofsmission und Berlin-Köpenick
Zurück in Deutschland kam er zur Bahnhofsmission in Berlin. Er begleitete körperlich- und sehbehinderte Menschen zum Zug, fing Obdachlose und Drogenabhängige auf. „Oft ist Obdachlosigkeit freiwillig gewählt. Über die Ursachen lässt sich streiten“, sagt er. „Damals wurde mir klar: Es gibt ganz unterschiedliche Vorstellungen von einem gelingenden Leben. Jeder kann das nur für sich selbst herausfinden …“ An der St.-Laurentius-Stadtkirchengemeinde in Berlin-Köpenick absolvierte Daniel Schmidt sein Vikariat: viel Gemeindepraxis und lebendiger Glaube.
Nach Rothenburg ging es dann im April 2010. Seit 2012 war er dort Gemeindepfarrer. Sein Bereich erstreckte sich von der Stadt bis in umliegende Dörfer. Daniel Schmidt hat die Gemeinde mit rund 1 300 Gemeindegliedern geprägt. Zusammen mit Pfarrerin Brigitte Lampe setzt er dort konsequent Zeichen gegen Rechtsextremismus. Viel wurde gebaut und saniert, wie Pfarrhaus und Pfarrsaal.
Rothenburg nimmt Flüchtlinge auf
2015 dann, als Rothenburg zahlreiche Flüchtlinge aufnahm, war erneut Haltung gefragt. „Wir als Kirche waren Einlader und Vermittler“, unterstreicht er. Daniel Schmidt war bereits stellvertretender Superintendent. Er gewann Einblick in die Verwaltungs- und Finanzarbeit des Kirchenkreises und erstellte mit anderen Pfarrern ein „Kinder- und Jugendschutzkonzept“.
Die neue Aufgabe als Superintendent im Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz mit 37 000 Gemeindegliedern in 64 Gemeinden traut er sich zu. Diese, so Schmidt, sollen sich größtmögliche Eigenständigkeit bewahren. Dafür will er eintreten.