Von Reinhard Kees
Die Nachricht kam ganz unerwartet: Familie Mamba (Namen geändert) habe ihr Grundstück innerhalb von zehn Tagen zu räumen. Der vom König eingesetzte Gebietsverantwortliche, der Chief, hatte das Land an einen Investor vergeben. Nun sollten alle 14 Gehöfte im fruchtbaren Gebiet von Ekufinyeni im Herzen Swasilands geräumt werden. Swasiland, mit einer Fläche die etwa dem Bundesland Hessen entspricht und mit knapp 1 Million Einwohnern, ist der zweitkleinste Staat Afrikas. Zu drei Vierteln ist es von Südafrika und zu einem Viertel von Mosambik umgeben.Seit achtzig Jahren lebt Familie Mamba in Ekufinyeni. Die Ur-Großeltern hatten das Grundstück zugeteilt bekommen und ein Haus gebaut, in dem nun 17 Personen wohnten. Unter ihnen die 21-jährige Mbughi. Sie hütet die Kinder der Familie und kümmert sich um die alte Großmutter, während die Geschwister arbeiten gehen. Zusammen mit anderen Familien wendet sich Familie Mamba an den Ökumenischen Rat der Kirchen Swasilands (ÖRK), um gegen die Räumung vorzugehen. Doch vergeblich.
Von Bulldozern platt gemacht
Zehn Tage später kamen die Bulldozer und machen die Gehöfte platt. Seitdem lebt Mbughi mit ihren eigenen und den nicht schulpflichtigen Kindern der Geschwister in einem Zelt und einer Blechbude nahe der alten Heimat. Die Geschwister sind in die Stadt gezogen, um Arbeit zu suchen, doch ihre Mietwohnungen sind zu klein, um darin als Großfamilie leben zu können. Die Familie ist zerstreut, das Solidarsystem zerbrochen. Vor allem aber fehlt die Lebensgrundlage: der Garten und das Feld. „Nicht einmal die Früchte von den Bäumen, die die Großeltern gepflanzt haben, dürfen wir ernten“, schimpft Mbughi.