Das Hamburger Bündnis gegen Rechts sowie die Gewerkschaften ver.di, DJV und VRFF haben in Hamburg gegen einen Besuch von AfD-Mitgliedern der Hamburger Bürgerschaftsfraktion sowie von Vertretern der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung beim NDR in Hamburg demonstriert. Die Demonstration am NDR-Standort Hugh-Greene-Weg 1 sollte um 15 Uhr beginnen, eine halbe Stunde vor dem angekündigten Besuch, wie ver.di und das Hamburger Bündnis gegen Rechts mitteilten. Der NDR verteidigte auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) die Besuchsmöglichkeit. Der NDR-Personalrat dagegen zeigte sich „in tiefer Sorge“.
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts hatte eine Ausladung der Gäste gefordert. Die „Hofierung“ und das Angebot zu einem Gespräch mit NDR-Mitarbeitenden seien „ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, deren Existenzgrundlage die AfD und ihre Stiftung so schnell wie möglich abschaffen möchte“, kritisierte es.
„Wir fordern die Leitung des NDR auf, öffentlich zu erklären, dass ab sofort die Desiderius-Erasmus-Stiftung und Mitglieder anderer rechtsradikaler Organisationen keinen Zutritt zum NDR bekommen“, hieß es in einem Flugblatt, mit dem die Gewerkschaften zur Demo aufriefen. Ein für den 8. Dezember geplanter, zweiter Besuch im NDR müsse zwingend abgesagt werden, hieß es. „Der NDR muss öffentlich nachdrücklich für die Einhaltung der Pressefreiheit und des Grundgesetzes eintreten.“
Der NDR teilte dem epd mit, er stehe zu seiner Verantwortung, mit allen Teilen der Gesellschaft in den Dialog zu treten. Dazu zählten „grundsätzlich auch diejenigen, die den Prinzipien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – Unabhängigkeit, Überparteilichkeit, Politikferne – kritisch gegenüberstehen“, hieß es. Die Bürgerschaftsfraktion der AfD sei auf den NDR mit der Bitte nach einer Führung im NDR zugekommen. Teilnehmende seien zwei Mitarbeiter der AfD-Bürgerschaftsfraktion sowie über einen Adressverteiler der Desiderius-Erasmus-Stiftung eingeladene interessierte Bürgerinnen und Bürger, hieß es.
Die Besucherführung war am NDR-Standort Lokstedt geplant. Die Gruppe wollte sich nach NDR-Angaben das Sendestudio des „Hamburg Journals“ ansehen. Begrüßung und Verabschiedung sollten in einem benachbarten Konferenzraum stattfinden.
Der NDR-Personalrat hatte in einer Stellungnahme geschrieben, der für Freitag geplante Besuch versetze ihn „in tiefe Sorge“. Er forderte die Leitung des NDR auf, den Besuch abzusagen. „Mit diesem Besuch dringen Parteien und Organisationen, die und deren Umfeld Journalist*innen beleidigen, bedrohen, angreifen und in ihrer Arbeit behindern, in den geschützten Arbeitsbereich von Kolleg*innen ein“, hieß es unter anderem.