Predigttext (in Auszügen)
1 Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht (…) 3 Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und dass er begraben worden ist nach der Schrift; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.
Mitten in einer vom Tod bedrohten Welt feiern Christen das Leben. An Ostern zeigen Christen: Wir sind Protestleute gegen den Tod. In der Nachfolge des Gekreuzigten und Auferstandenen feiern wir an Ostern das Leben, feiern wir Auferstehung.
Und zugleich keimt die Frage in uns auf: Wie ist das eigentlich mit der Auferstehung? Was kommt nach dem Tode? Was heißt ewiges Leben? Wie sieht es aus?
Fragen, die keiner von uns beantworten kann; auch die Bibel nicht, denn das hieße von etwas sprechen, das jenseits unserer Erfahrung liegt.
Es wäre so, als wollte man einem Kind im Mutterleibe beschreiben, wie die Welt aussieht. Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit einem Kind im Mutterleib reden. Und dieses Kind könnte antworten, reden und hören, was Sie sagen. Es sind nur noch wenige Tage bis zum errechneten Geburtstermin. Und um das Kind vorzubereiten, sage ich zu ihm:
Du wirst alles sehen. Hab ein wenig Geduld!
„Dort, wo du jetzt bist, wirst du nicht bleiben können. Du darfst endlich heraus aus der Dunkelheit. Du wirst geboren werden, das heißt: Du siehst das helle Licht der Sonne, die dich bescheinen wird. Du wirst den Regen, den Schnee, den Sommer, den Winter und alle Zeiten des Lebens kennenlernen. Du wirst erleben, was es heißt, im Wind einen Drachen steigen zu lassen, wie man barfuß über eine Wiese läuft. Du wirst das Leben kennenlernen.“
Das Kind würde wohl mit Fragen antworten:
„Was ist das? Licht, Sonne, Winter, Schnee, Regen, Wind und Wiese, wie muss ich mir das vorstellen?“ Und weil das Kind noch keine eigene Anschauung von all diesen Dingen hat, kann ich es ihm auch nicht erklären, sondern werde ihm antworten:
„Du musst nur noch ein paar Tage warten, bis du alles sehen kannst, und dann wirst du verstehen, wie die Welt ist, die dich erwartet. Hab nur ein wenig Geduld!“
Ich stelle mir vor, dass das Kind eine Weile schweigen würde, bevor es wieder antwortet. Und die Antwort würde vielleicht lauten: „Ich bleibe lieber hier im Bauch!“
Wir wissen nicht, was nach dem Tod in der Gegenwart Gottes geschieht!
Wir dürfen in diesem Glauben fröhlich leben und jetzt schon in der Liebe leben, die der Sinn und Inhalt des ewigen Lebens ist.
Paulus verzichtet auf jede Beschreibung dessen, was nach dem Tode kommen könnte. Er hält mit wenigen Worten das Entscheidende des Glaubens fest:
Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist, und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist. (1.Kor 15, 3b-4)
Das Kreuz, der Tod Gottes darf nicht von der Auferstehung gelöst werden. Über den Osterjubel darf Karfreitag nicht vergessen werden.
Das Leiden des gekreuzigten Gottes war in der Gemeinde in Korinth in den Hintergrund gerückt. So vergaßen sie auch das Leiden der anderen in der Welt, ließen den Tod weiter Sieger sein in dieser Welt, unternahmen nichts gegen die Macht des Todes im Heute, lebten allein im Glauben an das Morgen.
Wenn wir heute Ostern feiern, wenn wir den Sieg des Lebens über den Tod feiern, dann feiern wir nicht erst das Morgen, sondern wir feiern, was wir bereits heute erleben können: Auferstehung.
Überall, wo Menschen Liebe üben, ist Ostern
Überall dort wo Menschen aufstehen gegen den Tod, wo sie in Nachfolge des gekreuzigten Gottes Liebe üben am leidenden Menschen, wo sie die Schöpfung des Leben schaffenden Gottes bewahren und erhalten, wo Unrecht im Namen des menschgewordenen Gottes als Unrecht benannt und beseitigt wird, überall dort geschieht bereits Auferstehung. Und jeder noch so kleine Erfolg ist bereits ein Sieg des Lebens über den Tod, ist Auferstehung, ist Begegnung mit dem Auferstandenen.