“Ich glotz TV” – das lineare Fernsehen lebt weiterhin. Aber das Video-Streaming liegt mittlerweile nur noch knapp dahinter. Eine Studie zeigt, wie sich die Deutschen elektronisch unterhalten lassen.
Das klassische Fernsehen ist noch längst nicht tot: Das lineare TV-Erlebnis liegt laut einer Studie des Digitalverband Bitkom weiterhin knapp vor dem Videostreaming. Derzeit schauen demnach 92 Prozent der Deutschen zumindest hin und wieder das aktuelle Fernsehprogramm über Kabel, Satellit oder Antenne. Auch unter den Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren sind es noch 85 Prozent, wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie “Zukunft der Consumer Technology 2024” hervorgeht. Wie häufig und wie lange TV geguckt wird, wurde dabei allerdings nicht erhoben.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer, die Videos über das Internet streamen: 86 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren schauen der Befragung zufolge zumindest hin und wieder über diesen Weg – vor zwei Jahren waren es erst 75 Prozent. “Auch wenn für die Jüngeren Streaming deutlich wichtiger ist, ist das klassische Fernsehen auch bei ihnen nicht out”, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder anlässlich der jährlich vor der Technologiemesse IFA (6. bis 10. September in Berlin) durchgeführten Umfrage.
Wer Videostreaming nutzt, ist laut Studie damit im Schnitt 8,4 Stunden pro Woche beschäftigt. 33 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer schauten dabei ausschließlich kostenlose Videostreams. Fast die Hälfte zahle für das einmalige Abrufen von Filmen und Serien ohne Abonnement. 37 Prozent nutzten kostenpflichtige Videostreaming-Dienste im Abo. Allerdings werde im Schnitt weniger dafür bezahlt: Für Videostreaming-Abos geben die Nutzer durchschnittlich 15,40 Euro im Monat aus. Vor zwei Jahren seien es noch 17,90 Euro gewesen.
“Viele haben Streaming-Abos aus den Pandemiejahren beibehalten, sind aber nicht bereit, sie um jeden Preis zu halten”, sagte Rohleder. Mit neuen Abo-Modellen würden Anbieter versuchen dem entgegenzuwirken. “Sie bieten zum Beispiel reduzierte Monatsgebühren an, wenn trotz Abonnement kurze Werbeblöcke eingespielt werden.”
Insgesamt wird laut Prognosen des Bitkom der Umsatz mit klassischer Unterhaltungselektronik wie etwa Flat-TVs, Audiogeräten oder auch Spielekonsolen in diesem Jahr mit etwa 7,6 Milliarden Euro weniger betragen als im Vorjahr. 2023 seien in diesem Markt noch 8,2 Milliarden umgesetzt worden – dieser Rückgang sei schon seit fünf Jahren zu beobachten. “Nach dem Hoch der Consumer Technology in den Pandemiejahren gehen die Gesamtumsätze erwartungsgemäß weiter zurück – auch TV-Käufe für die heimische Fußball-EM oder die Olympischen Spiele konnten dies nicht kompensieren”, so Rohleder.
Das Smartphone dominiert dafür weiterhin den Markt der Unterhaltungselektronik: Mit 12,3 Milliarden Euro und einem Plus von 3,7 Prozent geben die Deutschen fast doppelt so viel Geld für Handys aus wie für klassische Empfangsgeräte.
In dem neuen Markt für sogenannte Wearables gehen laut der Trendstudie die Umsätze um gut 8 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro hoch. Wearables sind kleine Computersysteme, die direkt am Körper getragen werden. Bereits mehr als ein Drittel der Deutschen nutzt eine Smartwatch, wie die Befragung unter über 1.100 Menschen ab 16 Jahren zeigte. “Die Smartwatch hat sich für viele als Alltagsbegleiter und Erweiterung des Smartphones etabliert. Viele Hersteller arbeiten an neuen Wearables wie smarten Ringen oder smarter Kleidung”, so der Verbandschef.
Je jünger, desto beliebter sei die trendige Technik: Unter den 16- bis 29-Jährigen tragen demnach sogar fast zwei Drittel zumindest hin und wieder eine Smartwatch, bei den 30- bis 49-Jährigen fast die Hälfte. Unter den 50- bis 64-Jährigen sind es 30 Prozent und in der Altersgruppe ab 65 Jahren immerhin noch 14 Prozent.
91 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer gaben in der Umfrage an, die Smartwatch zu tragen, um sich über eingehende Nachrichten informieren zu lassen oder sie zu lesen. Mit weitem Abstand mit jeweils 41 Prozent folgen die Navigation sowie die Steuerung des Smartphones, zum Beispiel um Musik zu hören. 37 Prozent messen mit ihrer Smartwatch Gesundheitsdaten, 29 Prozent nutzen sie als Wecker, Timer oder Stoppuhr. Bei jeweils 23 Prozent kommt sie zum Einsatz, um Informationen von Fitness-Apps anzuzeigen oder um in Notfallsituationen Angehörige oder einen Notdienst verständigen zu können.