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«Das Internet ist für uns ein Glücksfall»

Familienforscher registrieren ein wachsendes Interesse an Herkunft und Identität. Bei der Ahnenforschung können genealogische Verbände helfen.

Oldenburg (epd). Genealogische Fachverbände registrieren in Deutschland ein wachsendes Interesse an Familienforschung. "Es gibt immer mehr Menschen, die etwas darüber erfahren wollen, wie ihre Wurzeln aussehen", sagte der Vorsitzende der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde, Wolfgang Martens, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das habe in erster Linie mit der Suche nach Identität zu tun.

Von Donnerstag an zeigt der 1927 gegründete Verein in der Oldenburger Landesbibliothek bis zum 23. März eine Doppelausstellung zu familiengeschichtlicher Spurensuche. An drei Nachmittagen bietet die Gesellschaft konkrete Unterstützung bei Recherchen zur Familiengeschichte an. Wichtige Quellen sind in diesem Zusammenhang unter anderen Datenbanken, die teils öffentlich sind und die auf der Internetseite der Gesellschaft aufgelistet werden.

Gestiegene Mitgliederzahlen

Dass das Interesse zunimmt, lässt sich Martens zufolge auch an den gestiegenen Mitgliederzahlen des Vereins ablesen. Seien es 2002 noch 358 gewesen, habe sich die Zahl in 15 Jahren auf über 700 mehr als verdoppelt. Klassische Zugänge zur Erforschung familiärer Wurzeln sind seinen Worten zufolge noch immer Stammbücher, in der NS-Zeit zwecks "Nachweis der arischen Abstammung" aufgekommene "Ahnenpässe" sowie Kirchenbücher.

Allerdings nehme die Bedeutung der Kirchenbücher ab, weil eine steigende Zahl von Menschen keiner Religionsgemeinschaft mehr angehöre. Wertvolle Hinweise lieferten auch alte Fotos und natürlich Gespräche mit Großeltern und Urgroßeltern. "Bei älteren Quellen in Sütterlin gibt es oft Schwierigkeiten, die Schriften zu entziffern", sagte Martens. "Dann können Mitglieder von Fachvereinen wie der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde weiterhelfen."

Experten vor Ort kontaktieren

Das gleiche gelte, wenn Nachforschungen in anderen Regionen nötig seien. Martens empfiehlt in diesen Fällen, Experten vor Ort zu kontaktieren. So zählen bundesweit knapp 100 Mitgliedsvereine zur Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände. Viele Tipps gebe es zudem beim bundesweiten Verein für Computergenealogie.

"Das Internet ist für uns ein Glücksfall", betonte Martens und fügte hinzu: "Das ist auf jeden Fall ein Ast, auf dem man hochklettern kann und der beim Stammbaum hilft."

In Einrichtungen und im Internet können Datenbanken beispielsweise zu Auswanderern, zu den Toten der ehemaligen deutschen Wehrmacht, zu deutschen Toten des Ersten Weltkrieges und des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen angezapft werden. Hilfreich sind Martens zufolge auch web-basierte offene Mailinglisten wie "FamNord" zur Familienforschung in den norddeutschen Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.