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Das Gute liegt so nah

Viele planen in diesen Wochen ihren Sommerurlaub. Bei den Reiseplanungen kann auf nachhaltige Faktoren geachtet werden. Umweltbewusstes Reisen ist einfach, wichtig für die Bewahrung der Schöpfung und kann Geld sparen. Ein Artikel von Laura Konieczny.

Viele planen in diesen Wochen ihren Sommerurlaub. Bei den Reiseplanungen kann auf nachhaltige Faktoren geachtet werden. Umweltbewusstes Reisen ist einfach, wichtig für die Bewahrung der Schöpfung und kann Geld sparen

Von Laura Konieczny

Wir wissen, wie Umweltschutz funktioniert. Wir verzichten auf Plastiktüten an der Supermarktkasse und trennen unseren Abfall. Wenn es das Wetter, Gesundheit und die Entfernung erlauben, fahren viele mit dem Rad zur Arbeit oder zum Sonntagsgottesdienst. Bei der Urlaubsplanung hört die Nachhaltigkeit für viele jedoch auf. „Diese Reise habe ich mir nach all der harten Arbeit des Jahres verdient“, denken wir, oder: „Fliegen ist günstiger und schneller als Bahn zu fahren.“ Das hat Konsequenzen für die Umwelt – und somit auch die Zukunft unseres Planeten. Wer fliegt, erreicht meist schneller das Reiseziel. Wer fliegt, trägt aber in erheblichem Maße zum Klimawandel bei. Mehreren Schätzungen zufolge trägt die Luftfahrt etwas mehr als zwei Prozent zu den globalen CO2-Emissionen bei. Das sei nur die halbe Wahrheit, sagte der Schwede Stefan Gössling, Professor für nachhaltigen Tourismus und nachhaltige Mobilität an der Universität Lund in Schweden, jüngst in einem Interview mit dem Radiosender „Deutsche Welle“. Auch Luftfahrtemissionen wie Stickoxid, Wasserdampf, Feinstaub, Kondensstreifen und Veränderungen in Zirruswolken haben einen zusätzlichen Erwärmungseffekt. Er schätzt den gesamten Beitrag der Luftfahrtbranche zum Klimawandel auf mindestens fünf Prozent.Das ist eine drastische Erkenntnis. Noch fataler erscheint sie in dem Wissen, dass nach Angaben von „Tourism Watch“ lediglich rund fünf bis zehn Prozent der Weltbevölkerung je in einem Flugzeug gesessen hat. „Tourism Watch“ ist ein Informationsdienst, der über Ferntourismus informiert und Touristinnen und Touristen für ein verantwortliches und begegnungsorientiertes Reisen sensibilisieren möchte. Er gehört zu „Brot für die Welt“. „Tourism Watch“ blickt dabei hinter die touristischen Kulissen: Unter den Folgen des Klimawandels und Massentourismus leiden vor allem die Menschen in weniger privilegierten Regionen der Welt, im globalen Süden. Umweltkatastrophen wie Dürren, Wirbelstürme und Fluten nehmen dort zu. Um den Konsumdrang der Touristinnen und Touristen zu bedienen, arbeiten Menschen unter teils kritischen Bedingungen und für wenig Geld. Die gute Nachricht ist, dass es an uns liegt, etwas daran zu ändern. Die noch bessere Nachricht ist, dass dieser Verhaltenswandel keinesfalls mit Entbehrung und Verzicht zu tun haben muss. Vielmehr liegt es an uns, umzudenken und uns neuen Möglichkeiten zu öffnen.

Warum in die Ferne, wenn es in der Nähe auch schön istWer sich Zeit nimmt, reist nachhaltiger und achtsamer. Anstatt für zwei Wochen quer um den Globus zu jetten, stellen sich immer mehr junge Reisende und auch Familien die Frage: Können unsere Urlaubsbedürfnisse auch in der Nähe erfüllt werden? Auch auf Rügen ist es im Sommer schön und wohlmöglich gibt es ebenso attraktive Alternativen für die Sonnenreise im deutschen Winter. Wie wär’s mit einer Bergwanderung oder einem Ausflug zum Wellness? Für den Transport im Auto gilt: Je mehr Menschen im Auto sitzen, desto effizienter. Für die Sommerzeit ist auch eine komplett emissionsfreie Reise zu Fuß oder per Rad eine Option. Für wen das keine Möglichkeit ist, der ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut bedient. Wer seinen Urlaub rechtzeitig plant, kann von Sparangeboten profitieren. Selbst für Reisen ins europäische Ausland ist die Bahn, gerade für Familien mit Kindern, eine angenehme Option. Anstatt wie im Auto oder Flugzeug stillsitzen zu müssen, können die Jüngsten hier die Wagons erkunden. Der ein oder andere Blick aus dem Fenster kann sogar lehrreich sein, wenn unbekannte Bäume, Felder und Regionen vorbeiziehen. Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht lang sitzen kann, kann im Zug entspannt die Beine ausstrecken oder sie sich bei einem Ausflug zum Speisewagen vertreten.Soll es, aus welchen Gründen auch immer, doch eine Fernreise sein, gilt: Je länger die Touristin oder der Tourist im Urlaubsland bleiben, desto eher lohnt sich der Langstreckenflug und desto mehr Kapazität ist auch da, um Land und Leute abseits des Massentourismus kennenzulernen und die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, eine Flugreise nicht weniger umweltschädlich zu machen, ist eine CO2-Kompensation. Organisationen wie die Klima-Kollekte gGmbH berechnen die verursachten Treibhausgase einer Reise. Entsprechend der Menge kann eine Kompensationszahlung geleistet werden, die als Spende in Umweltschutzprojekte und die Entwicklungszusammenarbeit im globalen Süden fließen. Zum nachhaltigen Reisen gehört aber mehr, als Flüge zu vermeiden. Nachhaltig zu reisen bedeutet, achtsam mit der Schöpfung auch abseits der Heimatregion umzugehen. Abfall ordnungsgemäß zu entsorgen anstatt ihn in die Natur zu werfen, sollte selbstverständlich sein. Bares Geld und Plastikmüll können wir sparen, indem wir mit einer wiederauffüllbaren Wasserflasche reisen, anstatt täglich neue PET-Flaschen zu kaufen. Das Internet und Reiseführer geben Auskunft darüber, ob das Wasser im Reiseziel trinkbar ist. In fast allen europäischen Ländern ist das der Fall. Weitere Pluspunkte für nachhaltiges Reisen gibt es für alle, die sich vorab mit Sprache und Kultur der Zielregion beschäftigen. Welche regionalen Besonderheiten gibt es? Welche Sehenswürdigkeiten können wir besuchen? Was sind typische Gerichte? Wie sage ich „Hallo“, „Danke“ und „Auf Wiedersehen“? Wer sich gut verständigen kann, kommt eher mit Einheimischen in Kontakt. Wer in Kontakt tritt, lernt neue Sitten und Gebräuche kennen. Einen guten Einstieg in den Kontakt zur lokalen Bevölkerung kann bereits die Auswahl der Unterkunft bieten. Eine Pension oder die digitale Unterkunftsvermittlungsagentur Airbnb wird meist von Einheimischen betrieben. Bettenbunker in Hotelketten unterstützen nur sekundär die Lokalbevölkerung und primär große Betreiber.

Kaufkraft der lokalen Wirtschaft unterstützen„Das Gute liegt so nahe!“ gilt zudem nicht nur für die Wahl des Reiseziels, sondern auch für Aktivitäten im Urlaubsort. Es gilt, mit unserer Kaufkraft die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Das schmeckt ohnehin besser als ein Burger vom Fastfood-Riesen. Souvenirs wie regionale Spezialitäten oder Handarbeiten haben einen größeren Mehrwert als austauschbare Massenware aus China.Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, besucht einen lokalen Markt und bringt zum Bummeln seinen eigenen Jutebeutel und einige Behälter mit, um Leckereien zum Probieren und Mitnehmen verpackungsarm einzukaufen. Nachhaltig zu leben ist einfach. Nachhaltig zu reisen auch. Jede und jeder von uns hat unterschiedliche Ressourcen und eine andere Ausgangssituation. Was uns verbindet, ist unsere Verantwortung Gottes Schöpfung gegenüber. Wir haben eine Verantwortung der Natur auf diesem Planeten und seinen Bewohner*innen gegenüber. Die Verantwortung ist groß, doch sie wiegt nicht schwer. Sie darf Spaß machen. Denn eine Wanderung durch die Lüneburger Heide oder ein Bad an der Mecklenburgischen Seenplatte sind ein Vergnügen. Mit gutem Gewissen entspannt es sich gleich noch besser.

Laura Konieczny arbeitet als Nachhaltigkeitsberaterin und Referentin für interkulturelle Bildung in Berlin. Weitere Informationen zu ihrer Arbeit auf www.zerowasteyourlife.de.Weitere Informationen und Tipps zum nachhaltige Reisen bei Tourism Watch www.tourism-watch.de