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Das Erbe von Ralph Giordano und seine Bedeutung heute

Heute vor zehn Jahren starb Ralph Giordano. Er war ein entschiedener Gegner des Antisemitismus und wird heute schmerzlich vermisst.

Zu seinem 90. Geburtstag wird Ralph Giordano im März 2013 mit einer Feierstunden in Hamburg geehrt
Zu seinem 90. Geburtstag wird Ralph Giordano im März 2013 mit einer Feierstunden in Hamburg geehrtImago / Lars Berg

Vor zehn Jahren starb Ralph Giordano, ein Mann, dessen Leben und Werk bis heute viele Menschen prägt. Als Zeitzeuge der Shoah und entschiedener Gegner des Antisemitismus regte er unzählige Menschen zum Nachdenken an. Sein Erbe bleibt lebendig, und die Erinnerung an seine klare Haltung gegenüber Unrecht und Intoleranz ist ungebrochen.

Giordano setzte sich unermüdlich gegen Antisemitismus ein; forderte, dass die Vergangenheit nicht vergessen wird. Ralph Giordano der sich immer wieder auch für eine Gedenkstätte im Hamburger Stadthaus stark gemacht hat, würde heute sicherlich auch einiges zu sagen haben. Angesichts der heutigen, verhärteten Fronten im Konflikt Israel/Palästina, wäre es interessant zu wissen, wie er heute dazu stünde. Diskutieren konnte man hervorragend mit diesem Mann, der leidenschaftlich seine Punkte verteidigte.

Ralph Giordano: Roter Schal als Markenzeichen

Er war ebenso ein unermüdlicher Sammler von Wissen. Oft saß er in seinem Ohrensessel, ein Buch in der Hand und seine typische Brille an der Brillenkette. Der rote Schal, den er stets trug, war ein markantes Detail seiner Persönlichkeit.

Ein Thema, das Giordano immer wieder ansprach, war das Schweigen der Gesellschaft in Bezug auf Rassismus und Antisemitismus. „Lass dich nicht einschüchtern“, war eine seiner ewigen Mahnungen, die heute noch von Bedeutung ist. Diese Mahnung begleitet weiterhin viele Menschen, die sich für eine bessere, gerechtere Welt einsetzen. Jedes Jahr am 27. Januar wird im Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg der Bertini-Preis verliehen, benannt nach dem Erfolgsroman „Die Bertinis“ vom Journalisten und Autoren Giordano, der für sein Engagement bekannt war und vielleicht auch von dem ein oder anderen gefürchtet wurde. Der Preis wird an junge Menschen verliehen, die sich ebenfalls couragiert für Menschenrechte und gegen Unrecht einsetzen.

Klare Haltung, unermüdlicher Einsatz

In seinem Buch „Die zweite Schuld“ verdeutlichte Giordano, dass die Nachkriegszeit keinesfalls ein Synonym für Aufarbeitung war. Vieles, zu vieles wurde verdrängt, verleugnet und verschwiegen. Jürgen Müller-Hohagen spricht in seiner Analyse der psychologischen Auswirkungen der NS-Zeit von einer „dritten Schuld“. „Soweit die Nachkommen das Verdrängen, Verleugnen und Verschweigen der Vorgängergenerationen fortführten, verharrten sie in einer transgenerationellen Komplizenschaft.“ Diese Worte mögen übertrieben wirken, aber es bleibt unbestritten, dass Schweigen bei Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen von Diskriminierung niemals akzeptiert werden darf.

Ralph Giordano zeigte uns mit seiner klaren Haltung und seinem unermüdlichen Einsatz, wie wichtig es ist, für die Rechte der Schwachen und für Gerechtigkeit einzutreten. Auch zehn Jahre nach seinem Tod bleibt sein Einfluss auf die Gesellschaft spürbar. Es ist eine bleibende Erinnerung daran, dass wir nicht schweigen dürfen – vor allem nicht, heutzutage, wo Übergriffe wieder zunehmen und Jüdische Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen anderer sexuellen/geschlechtlichen Orientierung sich auf unseren Straßen nicht sicher fühlen.

So hallen die Worte Ralph Giordanos nach in unsere Zeit. Man hört förmlich seine immer wieder kehrende Mahnung, dass Hitler zwar militärisch aber nicht geistig besiegt wurde. Wir werden jetzt daran gemessen werden, ob wir den Zeitzeugen wirklich zugehört haben.