Das Potsdamer Rabbinerseminar Abraham-Geiger-Kolleg ist die erste akademische Ausbildungsstätte für jüdische Geistliche in Deutschland nach der Schoah. Das Kolleg wurde am 17. August 1999 gegründet. Seit 2001 werden dort Rabbinerinnen und Rabbiner der liberalen Strömung des Judentums ausgebildet. Später kam auch eine Kantoratsausbildung hinzu. Die ersten Absolventen wurden 2006 ordiniert. Inzwischen gab es 55 Ordinationen. Das Kolleg ist mit der Universität Potsdam verbunden.
2022 geriet die Potsdamer Rabbinerausbildung nach Vorwürfen unter anderem des Machtmissbrauchs auf Führungsebene in die Schlagzeilen. Danach begannen verschiedene Anläufe zur Schaffung neuer Strukturen. Trägerin ist seit Anfang 2023 die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Der Zentralrat der Juden in Deutschland will künftig eine Rabbinerausbildung über eine eigene Stiftung anbieten.
Langjähriger Leiter des Abraham-Geiger-Kollegs war Walter Homolka, der im Zuge der Vorwürfe die Leitung abgab. Seit Anfang 2023 ist Andreas Nachama rabbinischer Leiter des Kollegs. Der 72 Jahre alte Berliner Historiker und Rabbiner war von 1980 bis 1993 in leitender Position für die Berliner Festspiele tätig und danach 25 Jahre lang Direktor der Berliner NS-Gedenkstätte Topographie des Terrors.