Das ist fast so etwas wie eine Jahreszeit im Gemeindeleben. Denn zumeist in der Zeit nach Ostern wird in ganz Westfalen konfirmiert. Rund 18 000 Konfirmationen zählt die westfalenweite Statistik für 2016.
Laut Kirchenordnung liegt die inhaltliche und zeitliche Gestaltung unter der Verantwortung des Presbyteriums. Nach wie vor ist die Konfirmandenzeit ein gefragtes Angebot der evangelischen Kirche. Mehr als 90 Prozent der evangelischen 13-Jährigen eines Jahrgangs entscheiden sich für die Konfirmandenzeit. Eine enorm hohe Zahl von Jugendlichen, die freiwillig in unsere Gemeinden kommen.
Diese Jugendlichen sind für die evangelische Kirche ein Geschenk, …
…denn sie kommen.
Es liegt auch an uns, welche Motivationen wir in dieser Zeit in den Jugendlichen für ihre Konfirmation wecken. Zumindest wird aus den bundesweiten Befragungen der Konfirmanden deutlich, dass das Geld sehr bald hinter dem Erlebnis eines gemeinsamen Familienfestes oder auch des Empfangens des Segens für das eigene Leben zurücktritt.
…denn sie wollen etwas.
Vielleicht wissen sie zunächst selbst gar nicht so genau was. Diese Jugendlichen kommen in ihrer Pubertätsphase zu uns. Sie sind sehr unterschiedlich und nicht immer einfach. Aber sie sind in ihrer Entwicklung auf der Suche nach Orientierung. Mehr als vom Lernen profitieren die Jugendlichen in dieser Phase von Erfahrungen in der Gemeinschaft. Blocktage, Konfi-Camps und Freizeiten sind deswegen die Erlebnisse, von denen Jugendliche zehren. Der Bildungsstand, das Herkunftsmilieu, auch die religiösen Vorprägungen der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Bei der Begegnung mit Inhalten in den regelmäßigen Treffen profitiert solch eine Gruppe besonders von einer Methodenvielfalt, die nicht gymnasial-kognitiv ausgerichtet ist, sondern ganzheitliche Erfahrungen ermöglicht – mit allen Sinnen.
…denn viele wollen weiter mitmachen.
Die Teamer, also Jugendliche, die sich als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Konfirmandenzeit engagieren, sind inzwischen eine große Gruppe von bundesweit mehr als 62 000 Jugendlichen. Da kann man tatsächlich auch von einem neuen gemeindlichem Engagement von Jugendlichen sprechen. In den neuesten bundesweiten Umfragen zur Konfirmandenarbeit sticht besonders hervor, dass die Konfirmanden, bei denen Teamer beteiligt waren, sich selbst gerne in diesem Bereich weiterhin ehrenamtlich engagieren wollen. Das kann punktuell bei einzelnen Angeboten sein oder durchgängig. Allerdings wünschen sich diese Teamer begleitet und qualifiziert zu werden.
Dieses Geschenk will gefeiert und genutzt werden.
Und natürlich kommt an dieser Stelle auch das Aber. Viele Gemeinden erleben, dass in Zeiten knapper werdender Ressourcen die Konfirmandenarbeit nebenbei läuft: Dann fehlt ein Konzept, die inhaltliche Struktur, ein Team und schließlich auch der Blick für die Jugendlichen. Das Ergebnis ist eine oftmals wohlgemeinte, aber letztlich kraftlose Konfirmandenarbeit. Doch damit schießen wir ein Eigentor. Vielleicht sind Jugendliche bereit, eine gewisse Zeit diese matte Konfirmandenarbeit mitzumachen, doch daraus wird wenig wachsen. Jugendliche haben sehr wohl ein feines Gespür dafür, ob sie willkommen sind und ob für sie Raum und Beziehungsangebote offen stehen.
Eine Schwerpunktsetzung auf die Konfirmandenarbeit lohnt sich, denn sie kann zu einem eigenen Gemeindeaufbaukonzept werden. Die Teamer können zu einer Brücke zur Jugendarbeit werden oder gar ihr Neuanfang. Wir brauchen dazu allerdings eine gute Konzeptionsarbeit. Und wir brauchen eine religionspädagogische Vielfalt an Methoden in der Konfirmandenarbeit.
An vielen Orten in Westfalen werden diese Schritte schon gemacht. Um neue Anregungen für die eigene Konfirmandenarbeit vor Ort zu bekommen, findet am 29. September ein Projekttag „Mit Konfis neu anfangen“ statt mit dem Titel „Raus – Konfirmandenarbeit an anderen Orten“ in Villigst (siehe Kasten). Eingeladen sind alle, die sich um die nächste Blüte der Konfirmandenzeit bemühen.
Die promovierte Theologin Iris Keßner – als Dozentin für Konfirmandenarbeit in Villigst verantwortlich für die Aus-, Fort- und Weiterbildung – berät Gemeinden in ihrer Neukonzeption und bei Fragen der Konfirmandenarbeit. Informationen unter www.pi-villigst.de/arbeitsbereiche/konfirmandenarbeit.html.