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Dänemark beim Klimaschutz Vorreiter – Deutschland auf Rang 16

Der Klimaschutz-Index will den Wettbewerb der Staaten gegen den Klimawandel anheizen. Dänemark darf sich erneut mit dem Titel des Klassenbesten schmücken. Deutschland ist Mittelmaß.

Es gibt Grund zum Optimismus in trüben Zeiten: Glaubt man dem neuen, am Mittwoch in Baku und Bonn veröffentlichten Klimaschutz-Index von Germanwatch und dem NewClimate Institute, scheint der Wendepunkt bei den weltweiten CO2-Emissionen fast erreicht.

Das hört man gern: Erneuerbare Energien und Elektrifizierung sind in fast allen emissionsstarken Staaten weltweit “mit Wucht” auf der Überholspur, heißt es. Selbst ein Donald Trump werde den Boom nicht aufhalten, sondern höchstens verzögern, prognostiziert Niklas Höhne vom NewClimate Institute und Co-Autor des Berichts.

Doch neben Lichtblicken beschreiben die mehr als 400 beteiligten Klimaexperten auch viel Schatten. Immer noch hätten sich viel zu wenige Staaten zu einer konsequenten Abkehr von fossilen Energien entschlossen. “Nun kommt es auf Tempo beim Sinkflug an”, heißt es: “Während 61 von den 64 untersuchten Staaten den Anteil Erneuerbarer in den vergangenen fünf Jahren ausgebaut haben, haben 29 Staaten noch immer einen schlechten oder sehr schlechten Emissionstrend”, erklärt Hauptautor Jan Burck von Germanwatch.

Auch die Tabelle der besten Klimaschützer verrät den Handlungsbedarf: Die ersten drei Plätze sind erneut gar nicht vergeben, weil keines der untersuchten Länder genug tut, um die Pariser Klimaziele von 1,5 Grad einzuhalten. Da ist viel Luft nach oben.

Dänemark, die Niederlande und Großbritannien liegen an der Spitze des Rankings. Deutschland hat zwei Plätze verloren und findet sich auf Rang 16 wieder – also im Mittelmaß. Ganz unten: Iran, Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland – sie gehören zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Der Anteil Erneuerbarer in ihrem Energiemix liege unter drei Prozent. “Der Index zeigt eindrucksvoll, wie groß der Widerstand der fossilen Lobby ist. In den USA war sie mitentscheidend dafür, Trump zurück ins Weiße Haus zu bringen”, sagt Höhne.

In Deutschland sehen die Experten zwar klare Fortschritte im Ausbau der Erneuerbaren Energien, aber das zeige sich fast ausschließlich im Strommix: “In den Problembereichen Verkehr und Gebäude kommt die Elektrifizierung aber bisher zu wenig an.” Hinzu kommen ein aus Sicht der Autoren verwässertes Klimaschutzgesetz und drohende Haushaltskürzungen, die klimapolitische Fortschritte massiv erschweren könnten, kritisiert Thea Uhlich von Germanwatch.

Einer der größten Absteiger des Vorjahres ist einer der größten Aufsteiger in diesem Jahr: Großbritannien steigt von Platz 20 hoch auf 6. Der Regierungswechsel von den Konservativen zur Labour-Party habe vor allem in der Kategorie Klimapolitik zu einem steilen Aufstieg um 38 Plätze auf Rang 8 geführt. Die neue Regierung sei deutlich ambitionierter, habe den Kohleausstieg in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen und zugesagt, keine neuen fossilen Projekte zu genehmigen.

Zu den größten Absteigern gehören die Schweiz (minus zwölf Plätze auf 33), Finnland (minus elf auf 37) und Argentinien (minus sechs auf 59). Sie haben vor allem bei der Bewertung der Klimapolitik erheblich schlechtere Noten bekommen. Argentiniens neuer Präsident Milei leugne sogar den menschengemachten Klimawandel. Entsprechend ist sein Land bei den Noten für die Klimapolitik unter die letzten Fünf gerutscht und im Gesamttableau unter die letzten Zehn.

Die beiden größten Emittenten weltweit, China und die USA, finden sich in der Kategorie “sehr schlecht” wieder (USA unverändert 57.). “Während Bidens Inflation Reduction Act und andere Maßnahmen in den USA positive Impulse für Erneuerbare setzen konnten, sind die Emissionen pro Kopf mit 15,8 Tonnen CO2 pro Jahr noch immer sehr hoch”, betont Höhne.

Für China, als Kohle-Sünder berüchtigt, bedeutet Rang 55 die schlechteste Platzierung seit Überarbeitung des Rankings 2018. Doch es gibt Hoffnungsschimmer: “In China erleben wir einen beispiellosen Boom bei den Erneuerbaren Energien und der Höhepunkt der Emissionen scheint nahezu erreicht zu sein. Das wäre ein echter Meilenstein und ein wichtiger Treiber weltweit.”