Eigentlich ist es ein Test für die Fußball-WM 2026, doch das älteste Nationenturnier der Welt ist viel mehr: Die lateinamerikanischen Einwanderer in den USA haben die Chance, ihre Lieblinge im “eigenen Land” zu sehen.
Die ganze Fußball-Welt schaut nach Deutschland – das glauben zumindest die deutschen Fans bei dieser Europameisterschaft. Doch so ganz stimmt das nicht. Am Donnerstag beginnt in den USA die Südamerikameisterschaft. Ausrichter ist der Fußball-Verband Conmebol. Weil Amerika zusammenwächst und die USA nun einmal der lukrativste Markt zwischen Kanada und Feuerland sind, wird die Copa America zum zweiten Mal nach 2016 in den Vereinigten Staaten ausgetragen. Mit dabei sind diesmal auch nord- und mittelamerikanische Teams wie Kanada, Mexiko, Panama sowie Jamaika aus der Karibik.
Die anhaltende Einwanderung aus Lateinamerika verändert auch die Zusammensetzung der Bevölkerung. Im Jahr 2021 lebten in den USA laut statistischen Angaben rund 62,5 Millionen Latinos. Damit ist das Land nach Brasilien (205 Millionen) und Mexiko (110 Millionen) das Land mit der dritthöchsten lateinamerikanischen Bevölkerung. Zum Vergleich: Noch 1980 machten die Hispanics mit 14,8 Millionen Einwohnern gerade einmal sieben Prozent der gesamten US-Bevölkerung aus.
Im Laufe der Jahre änderte sich so auch das Konsumverhalten. “Soccer” ist auf dem Vormarsch. Während in den 1980er Jahren die Gastspiele von Pele und Beckenbauer in der “Operettenliga” bei Cosmos New York noch belächelt wurden, ist der US-Fußball mittlerweile zu einer der beliebtesten Sportarten aufgestiegen. An den Schulen jagen Jungen wie Mädchen begeistert dem Ball hinterher. Wer durch Miami spaziert, begegnet unzähligen Menschen in rosa Trikots von Weltstar Lionel Messi. Der spielt für Inter Miami und ist längst zu einer landesweiten Kult- und Werbefigur geworden.
Für den Verband Conmebol zahlt sich das ganze Spektakel aus. In den riesigen modernen Arenen wie dem Mercedes-Benz-Stadion in Atlanta, wo am Donnerstag Titelverteidiger und Weltmeister Argentinien mit Messi auf Kanada mit Bayern-Star Alphonso Davies trifft, sind reguläre Ticketpreise bis 250 Dollar zu erzielen. Das ist auf dem südamerikanischen Markt kaum denkbar. Mannschaften wie Mexiko, Kolumbien und Venezuela verfügen über eine riesige Anhängerschaft in den USA, die bereit und in der Lage ist, Preise zu bezahlen, die ihre Landsleute in der Heimat nicht stemmen könnten. Der Verband berichtet: Schon jetzt sind über eine Million Tickets verkauft.
Die Copa America gilt als das älteste Nationenturnier der Welt, wurde 1916 das erste Mal ausgetragen und ist reich an Geschichten und Anekdoten. So konnten ausgerechnet die Fußball-Legenden Pele und Diego Maradona das Turnier nie gewinnen. Lionel Messi gelang dieses Kunststück nach mehreren Versuchen erst 2021 – ausgerechnet gegen Brasilien im Maracana-Stadion. Danach flossen Freudentränen.