„Inmitten vom Leben“ heißt das Mitsingoratorium beim diesjährigen Chorfest Baden der Evangelischen Landeskirche, das am 4. Juli im südbadischen Emmendingen uraufgeführt wird. Anlässlich des 150. Geburtstages und des 60. Todestages von Albert Schweitzer hat der badische Kirchenmusikdirektor Traugott Fünfgeld (Offenburg) das Stück komponiert. Die Texte hat der Theologe und Lyriker Thomas Weiß (Baden-Baden) geschrieben.
Thematisch greift die Chorkomposition Fünfgelds das Leben und Wirken Albert Schweitzers zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Der Schwerpunkt liege auf seiner Friedensethik, sagte Fünfgeld am Donnerstag in Karlsruhe vor Journalisten. Der als „Urwaldarzt“ und Friedensnobelpreisträger bekannte Theologe setzte sich für ein friedliches, grenzüberschreitendes Zusammenleben ein.
Seine Komposition sei darauf angelegt, Menschen jedes Alters singend und hörend für die „große, weltverändernde Friedensbotschaft“ Schweitzers zu gewinnen, sagte der Kirchenmusikdirektor. Das Oratorium spiegelt nach Auffassung Fünfgelds die Haltung des Weltbürgers Albert Schweitzer. „Die Musik bringt uns zusammen“, unterstrich sein elsässischer Kollege Daniel Leininger von der „Union des Églises protestantes d’Alsace et de Lorraine“. In französischer Übersetzung wird das Oratorium im Herbst auch in Straßburg zu hören sein.
„Es geht um Leben, Frieden, Zukunft“, sagte Martin Groß vom Albert-Schweitzer-Zentrum (Frankfurt am Main). Das Oratorium wolle neue Horizonte des Lebens eröffnen, so Groß. Dazu gehöre Schweitzers „grenzenlose Menschlichkeit im Denken und Handeln“. Das Albert-Schweitzer-Zentrum engagiert sich an dem Chorfest 2025 mit rund einem Viertel des Gesamtbudgets.
Zu der dreitägigen Veranstaltung in Südbaden werden mehr als 2.000 Sängerinnen und Sänger aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz sowie rund 10.000 Besucher erwartet. Neben dem Oratorium finden in der Stadt verschiedene Konzerte statt. Das Oratorium hat ein internationaler Projektchor aus Baden, dem Elsass und der Schweiz einstudiert. Im Anschluss an die Uraufführung wird es weitere Aufführungen in Straßburg, Offenburg, Bern, Basel und Berlin geben.
Als einer der Höhepunkte gilt die Aufführung in Berlin am 14. September. 50 bis 60 Sängerinnen und Sänger werden dazu aus der Ortenau anreisen. Die Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer werde dort mit der Albert-Schweitzer-Medaille ausgezeichnet, kündigte Groß an. „Die Uraufführung ist in Baden. Sie strahlt jedoch in andere Städte aus“, sagte der Landeskantor und Kirchenmusikdirektor der Evangelischen Landeskirche in Baden, Achim Plagge, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er koordiniert die mehr als 120 Sängerinnen und Sänger des Mitsingprojektes.
Laien können sich bei der zweiten Aufführung der „Chortöne – auf den Spuren Albert Schweitzers“, so der Untertitel des Oratoriums, unter die einstudierten Chöre mischen. Er rechne mit rund 300 Mitwirkenden, darunter einem Chor aus Ostfildern (Württemberg), sagte Plagge. Musiker mit Blechblasinstrumenten, ein Klavier und ein Marimbaphon begleiten den Chor. Den Musikstil bezeichnet der Landeskantor als „neoromantisch mit populärmusikalischen Elementen, etwas, woran die Menschen Freude haben“. Zwei Klassikstücke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Sebastian Bach runden die Komposition ab.