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Charlotte Knobloch wirkt an VR-Projekt zur Reichspogromnacht mit

Als Hauptfigur eines sogenannten immersiven Virtual-Reality-Erlebnisses zur Reichspogromnacht ist Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München und Oberbayern, ab 2024 zu erleben. Das hat die „Conference on Jewish Material Claims“ mit Sitz in New York am Donnerstag anlässlich des 85. Jahrestags der Reichspogromnacht bekannt gegeben. Das digitale Bildungsprojekt sei in Zusammenarbeit mit der USC Shoah Foundation, dem Jüdischen Weltkongress sowie der UNESCO und dem Internetkonzern Meta, zu dem unter anderem Facebook und Instagram gehören, entwickelt worden, hieß es in der Ankündigung.

Das Projekt eröffne mit modernster Technologie „einen neuen Zugang zur Holocaust-Aufklärung“, erklärte Gideon Taylor, Präsident der Claims Conference. Nutzerinnen und Nutzer könnten dabei „in die jüdische Erfahrung des Holocaust eintauchen“ und die geschichtlichen Ereignisse „in bisher nicht dagewesener Form“ verstehen.

In dem VR-Film führt die 1932 geborene Charlotte Knobloch die Zuschauer durch die Münchner Straßen, die sie mit ihrem Vater auch am 9. November 1938 durchschritten hatte. Während die Nutzer historische Fotos, Filme und Tonaufnahmen von der Reichspogromnacht sehen und hören, berichtet die 91-Jährige von ihren Erinnerungen an die Nacht, die in den USA wegen der vielen zerbrochenen Fensterscheiben noch immer als „Cristal Night“ bekannt ist.

Mithilfe der Produktion tauchen Nutzerinnen und Nutzer laut Mitteilung in einer „immersiven, interaktiven und virtuellen Umgebung“ in die Erinnerungen von Charlotte Knobloch ein. Sie könnten dabei auch Fragen zur Pogromnacht, zu Knoblochs Familie und zum Holocaust im Allgemeinen stellen. Das vollständige VR-Erlebnis und die begleitenden Bildungsmaterialien werden laut Claims Conference im Jahr 2024 veröffentlicht.

Knobloch selbst erklärte, dass digitale Erlebnisse „unsere Stimme und unser Zeugnis“ in einer Zukunft ohne Zeitzeugen sein könnten. Der Antisemitismus sei weltweit auf dem Vormarsch. „Wenn wir die Erinnerung an die Vergangenheit nicht wachhalten und die Lehren aus dem Holocaust nicht weitergeben, werden sie bald vergessen sein“, warnte die Holocaust-Überlebende. Es sei deshalb nötig, die Aufklärung über den Holocaust mit allen Mitteln voranzutreiben „und sie in die Hände und Köpfe der zukünftigen Generationen zu bringen“.

Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, bezeichnete das Projekt angesichts des Hamas-Terroranschlags vom 7. Oktober mit über 1.400 ermordeten Juden als „wichtiger denn je“. Es sei nötig, sich an die Vergangenheit zu erinnern und sie als Bezugspunkt zu nutzen, „um Hass zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass sich solche Schrecken nie wiederholen“. (00/3656/09.11.2023)