Kiel. Die Chancen für die Aufnahme eines Gottesbezugs in die Präambel der Schleswig-Holsteinischen Landesverfassung sind gestiegen. Insgesamt 29 Abgeordnete aus allen Fraktionen haben in Kiel einen gemeinsamen Textvorschlag vorgelegt, der einen Hinweis auf den Glauben an Gott enthält. Die Volksinitiative für die Aufnahme eines Gottesbezugs begrüßt den Vorschlag. "Das ist ein starkes Signal und zeigt, dass wir schon jetzt viel erreicht haben", sagte ihr Sprecher, der ehemalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU).
Der Gesetzentwurf soll in der Landtagssitzung vom 20. bis 22. Juli beraten und möglichst beschlossen werden. Zu den 29 Abgeordneten gehören SPD-Fraktionschef Ralf Stegner, der CDU-Fraktionsvorsitzende Daniel Günther, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion Eka von Kalben und Wolfgang Dudda von den Piraten. Auch dabei sind Jette Waldinger-Thiering vom SSW und Oliver Kumbartzky von der FDP.
Zwei-Dittel-Mehrheit gefordert
Bevor die Formulierung in die Präambel der Landesverfassung kommt, gibt es eine hohe Hürde: Eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag muss zustandekommen. 46 der insgesamt 69 Abgeordneten müssten zustimmen. "Jeder Abgeordnete wird allein nach seinem Gewissen handeln", sagte Stegner.
In dem neuen Vorschlag heißt es unter anderem: "Die Verfassung schöpft aus dem kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas und aus den Werten, die sich aus dem Glauben an Gott oder aus anderen Quellen ergeben. Dies geschieht im Bewusstsein der Unvollkommenheit menschlichen Handelns, in Kenntnis der eigenen Geschichte und in Verantwortung vor den Menschen sowie in dem Willen, Demokratie und Frieden, Menschenrechte, Freiheit und Toleranz, Gerechtigkeit und Solidarität auf Dauer zu sichern und weiter zu stärken."
Insbesondere die Erwähnung der Menschenrechte und die jetzt aufgenommene Demutsformel sind der CDU wichtig. "Ich freue mich, dass jetzt dieser Vorschlag vorliegt", sagte Günther. 19 Abgeordnete der CDU würden den Text unterstützen und werden dafür stimmen, zwei Abgeordnete hätten noch Bedenken. Anstoß für den neuen Vorschlag ist ein Text, den Mitte Juni Stegner und sein Fraktionskollege Martin Habersaat vorlegten. Weil die Menschenrechte und die Demutsformel mit dem Hinweis auf menschliche Unvollkommenheit da noch fehlten, machte die CDU noch nicht mit.