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Chance zur Versöhnung

Deutsche und namibische Kirchen starten Heilungsprozess

BIELEFELD/DÜSSELDORF – Deutsche und namibische Kirchen wollen sich für einen Prozess der Versöhnung in Namibia engagieren. Die Kirchen wollten gemeinsam zu einem breit angelegten Heilungsprozess beitragen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die von der rheinischen und westfälischen Landeskirche sowie der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) veröffentlicht wurde. Die Erklärung entstand nach einem Treffen von Vertretern evangelischer Kirchen aus Deutschland und Namibia Ende Januar im namibischen Okahandja. Dort gedachten sie des Völkermords durch deutsche Kolonialtruppen an den Herero und Nama in den Jahren 1904 bis 1908.
Viele namibische Nachkommen trügen bis heute an der traumatischen Erfahrung, heißt es in der Erklärung. Die gegenwärtige Generation habe eine besondere Chance und Verantwortung, entstandene Traumata und Schuld zu bearbeiten und zu überwinden. Die namibischen und deutschen Kirchenverantwortlichen forderten alle Akteure auf, „bei der Behandlung dieser Frage Sensibilität anzuwenden“. Seit 2002 stehe die Frage des Völkermordes als drängendes Thema auf der Agenda der Kirche.
Deutsche Vertreter der „Ökumenischen Konsultation zum Völkermord“ waren Oberkirchenrat Klaus J. Burckhardt von der Evangelischenn Kirche in Deutschland (EKD), Oberkirchenrat Ulrich Möller von der Evangelischen Kirche von Westfalen, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph von der Evangelische Kirche im Rheinland und Julia Besten von der Vereinten Evangelischen Mission.
Während der deutschen Kolonialherrschaft in Südwestafrika wurden zwischen 1904 und 1908 Schätzungen zufolge 90 000 Afrikaner getötet oder starben in Konzentrationslagern. Das waren 80 Prozent der Herero- und die Hälfte der Nama-Bevölkerung. Menschenrechtler fordern seit Jahren eine offizielle Anerkennung der Massaker als Genozid.
Im ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts hätten rheinische Missionare eine sehr zwiespältige Rolle übernommen, hieß es. Sie hätten einerseits eine große Loyalität zur Kolonialmacht gehabt, sich aber auch für die Belange der Herero und Nama eingesetzt. epd

Internet: www.vemission.org.