Margot Friedländer war eine der bekanntesten Zeitzeuginnen der NS-Verbrechen. Vor der ersten Regierungserklärung von Kanzler Merz hat der Bundestag der am Freitag gestorbenen Jahrhundertfrau gedacht.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat vor der ersten Regierungserklärung des neuen Bundeskanzlers die verstorbene Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin Margot Friedländer gewürdigt. “Sie wird fehlen”, sagte Klöckner am Mittwoch in ihrer Rede vor dem Bundestag. Friedländer sei Mahnerin und Versöhnerin gewesen. “Ihre Botschaft aber, die wird bleiben. Sie mit Leben zu erfüllen – das ist unser aller Aufgabe.” Margot Friedländers Leben habe für Verständigung und Versöhnung gestanden.
“Sie hat uns das Erinnern gelehrt – nicht als Rückblick, sondern als Auftrag für die Gegenwart und als Auftrag für die Zukunft”, so die Bundestagspräsidentin. Die Abgeordneten erhoben sich vor der Fortsetzung der Tagesordnung für einen Moment des Gedenkens und der Stille.
Friedländer habe mit ihrer Großherzigkeit die Menschen berührt, sagte Klöckner in ihrer Rede. “Sie war eine wahre Friedenstifterin.” Dass die mit 88 Jahren in ihre Heimatstadt Berlin zurückgekehrte Zeitzeugin den Deutschen die Hand gereicht habe, sei ein Akt menschlicher Größe gewesen – “und ein Ausdruck des Vertrauens in unser Land”. Dieses Vertrauen verpflichte.
Margot Friedländer wird am Donnerstag auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. Dazu werden unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erwartet.
Friedländer war am Freitag im Alter von 103 Jahren in Berlin gestorben. Sie überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt. 1946 wanderte sie zunächst in die USA aus, 2010 kehrte sie dauerhaft wieder nach Berlin zurück. Als Zeitzeugin berichtete sie immer wieder über ihre Erlebnisse und warnte vor Antisemitismus.