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Bundespolizei-Anlaufstelle für weibliche Gewaltopfer eröffnet

70 Prozent aller Opfer häuslicher Gewalt sind Frauen. Oft haben sie Angst, Taten anzuzeigen. Eine neue Anlaufstelle der Bundespolizei in Berlin soll es ihnen erleichtern. Ein weiteres Projekt ist in Köln geplant.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die erste Anlaufstelle der Bundespolizei für weibliche Gewaltopfer eröffnet. “Wir wollen die Hemmschwelle für Betroffene senken, Hilfe zu suchen und Anzeige zu erstatten”, sagte Faeser am Donnerstag am Berliner Ostbahnhof. Dort befindet sich die Stelle. Rund um die Uhr sind hier der Ministerin zufolge nun geschulte und sensible Polizistinnen anwesend. “Ich hoffe, dass Frauen, die Opfer einer Gewalttat geworden sind oder bedroht werden, sich hierdurch schneller der Polizei anvertrauen können”.

An einem stark frequentierten und zentralen Bahnhof könnten Frauen sich leichter und unauffälliger melden als etwa bei einer anderen Polizeistelle, so Faeser. Leicht zu erreichende Angebote könnten den Opfern helfen, aus der Gewaltspirale herauszukommen. Das Projekt soll ein Jahr erprobt werden, um zu sehen, wie es angenommen wird und wie es anhand gesammelter Erfahrungswerte weiterentwickelt werden könnte. Im Einsatz sind laut Polizeiangaben vorerst zehn Beamtinnen im Schichtbetrieb, alle hätten sich freiwillig für die Aufgabe gemeldet. Eine weitere Anlaufstelle soll laut Faeser im Laufe des Jahres bei der Bundespolizeiinspektion am Kölner Hauptbahnhof eröffnet werden.

Vergangenes Jahr wurden laut Bundesinnenministerium mehr als 250.000 Menschen in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt, 70 Prozent davon waren weiblich. Dies sei ein Anstieg um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um fast 20 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

Im Bereich der Partnerschaftsgewalt (durch Partner oder Ex-Partner) stieg die Zahl der Opfer 2023 demnach auf mehr als 167.000 (2022: 157.818) an, hiervon waren fast 80 Prozent Frauen. Bei den Tatverdächtigen hingegen handele es sich zu 77,6 Prozent um Männer, im Gesamtbereich der häuslichen Gewalt seien es 75,5 Prozent.