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Bundesinstitut mahnt Modernisierung der beruflichen Bildung an

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) sieht die berufliche Aus- und Weiterbildung in Deutschland vor großen Herausforderungen und mahnt eine Modernisierung des Systems an. „Bis zum Jahr 2030 wird sich der Mangel an Fach- und Arbeitskräften in Deutschland weiter verschärfen“, sagte der Intituts-Präsident Friedrich Hubert Esser am Dienstag in Bonn zur Veröffentlichung des Jahresberichts 2023. „Ökonomen prognostizieren allein den alterungsbedingten Verlust an potenziellem Arbeitsvolumen auf 3,2 Milliarden Arbeitsstunden.“ Deshalb sei es nötig, die berufliche Bildung „flexibler, inklusiver und exzellenter“ zu gestalten.

Auch wenn sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt nach dem Ende der Corona-Pandemie leicht entspannt hat, nimmt die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze laut Esser weiterhin zu. Die Zahl der Personen unter 34 Jahren ohne Berufsabschluss steige unvermindert: 2,9 Millionen Menschen seien betroffen – für den Wirtschaftsstandort Deutschland sei diese Entwicklung „ein Unding“, schreibt Esser im Vorwort.

Als Maßnahme zur Modernisierung der beruflichen Ausbildung verweist der BIBB-Jahresbericht unter anderem auf die Pläne zur Beschleunigung der Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung: Mit dem Sonderprogramm zur Digitalisierung der überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) habe das Bundesministerium für Bildung und Forschung zusätzlich 224 Millionen Euro bereitgestellt und mehr als 513 Vorhaben umgesetzt.

Laut dem Institut werden in Deutschland seit 2010 jährlich im Durchschnitt rund ein Viertel aller neu abgeschlossenen Verträge in der dualen Berufsausbildung vorzeitig gelöst. Eine Analyse des BIBB auf Basis von Daten des Nationalen Bildungspanels von etwa 7.000 Auszubildenden zeigt, dass junge Menschen, deren Berufserwartungen nicht erfüllt werden, ihr Ausbildungsverhältnis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wieder auflösen.

Etwa 13 Prozent der Auszubildenden, die starke Kompromisse bei ihrer Berufswahl eingegangen sind, beendeten demnach ihre Ausbildung innerhalb des ersten Ausbildungsjahres wieder. Unter denjenigen, die ihre Erwartungen durch die Wahl ihres Ausbildungsberufes erfüllen konnten, lag der Anteil bei nur sechs Prozent. Laut dem BIBB ist die berufliche Orientierung für angehende Azubis wichtig, um Enttäuschungen am Arbeitsplatz und einen möglichen Abbruch der Ausbildung zu vermeiden.

Das BIBB wurde 1970 auf der Basis des Berufsbildungsgesetzes gegründet und ist als Einrichtung des Bundes für die Politik, die Wissenschaft und die Praxis beruflicher Bildung tätig. Seit 1999 hat das Institut seinen Sitz in Bonn. Das Institut hat 850 Beschäftigte, im vergangenen Jahr lag der Haushalt des BIBB bei 390,6 Millionen Euro.