Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Mecklenburg-Vorpommern hat am Mittwoch in Schwerin eine Petition an die Landesregierung übergeben, in der die Aufklärung des 44-fachen Robbentodes im Herbst vor Rügen sowie sofortige Schutzmaßnahmen für Robben gefordert werden. Mehr als 3.500 Menschen haben die Petition unterschrieben, wie der BUND mitteilte. „Es gibt viele offene Fragen zum Tod von gut 20 Prozent der mittleren regionalen Kegelrobbenpopulation von Mecklenburg-Vorpommern innerhalb weniger Wochen vor Rügen“, sagte BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag laut Mitteilung.
„Wir hoffen, dass DNA-Proben am fraglichen Fischereigerät zusätzliche Beweise zu zahlreichen Indizien liefern werden. Wir befürchten allerdings, dass die Ermittlungen wie bei den toten Robben von 2017 wieder eingestellt werden und sich trotz zahlreicher Tathinweise nichts ändert“, sagte Cwielag. Die Zahl der Totfunde von Meeressäugetieren an der Küste von MV sei seit Jahren viel zu hoch. Bei über der Hälfte werde von der Wissenschaft als Todesursache Beifang in der Fischerei festgestellt oder angenommen. Die Landesregierung sei naturschutzrechtlich zu Vorsorgemaßnahmen verpflichtet.
Der BUND übergab der Landesregierung nach eigenen Angaben auch einen Forderungskatalog für einen umgehenden, besseren Schutz der Robben vor Beifang in der Fischerei an der Ostseeküste von MV. Dazu gehöre, dass alle Reusen und Fangkäfigen zeitnah und dauerhaft mit einer Einschwimmsperre für alle Robbenarten verschiedener Alters- und Größenklassen ausgestattet werden, hieß es.
Umweltminister Till Backhaus (SPD) habe bereits Ende November entschieden, dass Robbenschutzvorrichtungen an den dafür relevanten Reusen in den Küstengewässern des Landes zur Pflicht werden sollen, hieß es vom Umweltministerium. Dem BUND habe er am Mittwoch zugesichert, dass bis zum Inkrafttreten der neuen Verordnung neue Genehmigungen zum Aufstellen solcher Reusen nur noch mit der Auflage des Einbaus einer Robbenschutzvorrichtung erteilt werden. Außerdem beschaffe die Fischereiaufsicht zeitnah Drohnen und ferngesteuerte Tauchroboter, damit Reusen und Robbenschutzauflagen besser kontrolliert werden können.
Dass die Todesursache der 44 Robben bislang nicht eindeutig geklärt werden konnte, sei unbefriedigend, zeuge aber nicht von schlechter oder inkonsequenter Behördenarbeit, sagte Backhaus laut Mitteilung. Er setze sich weiterhin für die sorgfältige und umfassende Aufklärung des Sachverhalts ein.
Das Umweltministerium MV werde im Januar 2025 Abstimmungsgespräche zwischen den Fischerei- und Naturschutzbehörden, dem Thünen-Institut für Ostseefischerei sowie mit den Erzeugerorganisationen der Küstenfischerei aufnehmen, sagte Backhaus. Ziel sei, Beifänge möglichst weitgehend zu minimieren. Das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei plane für das erste Halbjahr 2025 eine Informationsveranstaltung für die Küstenfischereibetriebe MV, bei der es auch um den Robbenschutz gehen werde.
Der BUND forderte nach eigenen Angaben zudem, dass bis zum Inkrafttreten einer „Einschwimmsperren-Verordnung“ des Landes zunächst ein Moratorium für den Einsatz von Reusen in den Meeresgewässern von MV gelten solle. Der Beifang aller geschützten Tierarten der Ostsee wie Robben, Wale, Meeresvögel und geschützte Fische müsse zudem endlich rechtskonform und ab sofort sowohl der Fischereiaufsicht als auch den Naturschutzbehörden gemeldet werden. Eine Koordinierungsstelle für die Totfundsammlung, Registrierung und Aufarbeitung der Totfunde geschützter Tiere der Ostsee müsse eingerichtet werden.