Die größte Flüchtlingskrise der Welt spielt sich derzeit im Sudan ab. Trotzdem findet sie international wenig Beachtung. Dabei spüren die Nachbarländer, aber auch Europa zunehmend die Folgen.
Der Krieg im Sudan wirkt sich immer stärker auf die Nachbarländer, aber auch auf Europa, Südafrika und die Golfstaaten aus. Wegen des brutalen Konflikts nehmen Betroffene immer weitere Fluchtwege auf sich, wie UNHCR-Koordinator Mamadou Dian Balde am Dienstag erläuterte.
Nach UN-Angaben haben seit Kriegsbeginn im April 2023 rund 3,5 Millionen Menschen das Land verlassen. Bis Dezember könnten es fünf Millionen sein, so Balde. Im Sudan selbst sind demnach 12,5 Millionen Menschen auf der Flucht, davon knapp neun Millionen wegen des aktuellen Konflikts. Etliche wurden bereits mehrfach vertrieben.
Balde forderte einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Zudem müssten Journalisten Zugang zum Krisengebiet bekommen, damit die Weltöffentlichkeit mehr über die dramatische Notlage erfahre.
Im Sudan leiden fast 25 Millionen Menschen, die Hälfte der Bewohner, unter Ernährungsunsicherheit. Schätzungsweise 640.000 drohen zu verhungern. Auch die in die Nachbarländer Geflüchteten benötigten Hilfe und müssten aus den Grenzregionen in sichere Gebiete gebracht werden, so der UN-Experte.
Seit 2023 liefern sich die sudanesische Armee und die paramilitärischen “Rapid Support Forces” einen blutigen Machtkampf. Mohamed Hamdan Daglo, Chef der Paramilitärs, war zuvor Stellvertreter von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan. Dieser hatte wiederum im Oktober 2021 gegen Langzeitdiktator Omar al-Bashir geputscht. Nichtstaatliche Organisationen werfen beiden Kriegsparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor.