Das von Matthias Baerens verfasste Buch „Trauer unter Kontrolle. Der Flugzeugabsturz vom 12. Dezember 1986 bei Berlin-Bohnsdorf und die Folgen“ soll am Montag in Schwerin vorgestellt werden. Baerens habe für den Band zahlreiche Archivakten erstmals ausgewertet, teilte der MV-Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Burkhard Bley, am Mittwoch in Schwerin mit. Dazu gehörten auch der Aktenbestand des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit sowie die offiziellen Berichte über die Unfallursachen der Staatlichen Luftfahrtinspektion. Mehr als 100 Gespräche seien für das Buch mit Zeitzeugen und Betroffenen geführt worden. In einem eigenen Buch-Kapitel „schreiben direkt vom Unglück betroffene Menschen über ihre Erinnerungen an das Geschehene und wie sie bis heute damit umgehen“, hieß es.
Der Absturz des Aeroflot-Fluges 892 kurz vor Berlin-Schönefeld am 12. Dezember 1986 mit 72 Toten und zehn Überlebenden ist den Angaben zufolge bis heute das zweitschwerste Flugzeugunglück auf deutschem Boden. Besonders betroffen war Schwerin, weil eine Schulklasse aus dem Stadtteil „Großer Dreesch“ an Bord war. „Die Klasse 10A der Ernst-Schneller-Schule gab es nach dem Flugzeugabsturz so nicht mehr. 20 Schüler, ihre Klassenleiterin und zwei Betreuer starben, nur sieben Kinder überlebten schwerverletzt“, hieß es. Die weiteren Opfer kamen laut Bley vor allem aus den DDR-Bezirken Frankfurt/Oder, Dresden und Karl-Marx-Stadt.
Das Buch beschreibe die Ursachen des Flugzeugunglücks vor fast 35 Jahren und seine Folgen bis heute. Dabei gehe es vor allem um die Trauer der Angehörigen, die in der DDR vom Staat überwacht und teilweise gesteuert worden sei, „denn Kritik an der russischen Fluggesellschaft war politisch unerwünscht“, hieß es.
Die Entstehung dieser Publikation wurde laut Mitteilung vom MV-Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, von der Landeszentrale für politische Bildung MV und von der Stiftung Aufarbeitung gefördert.