Artikel teilen:

Bodo Wartke: So lief sein Konzert beim Kirchentag

Der Opernplatz ist überfüllt, kein Durchkommen mehr: Bodo Wartke spielt beim Kirchentag groß auf, 20.000 Fans erleben den “Klavierkabarettisten” in Höchstform. Was für ein Abend!

Bodo Wartke lässt sich feiern – und das völlig zurecht
Bodo Wartke lässt sich feiern – und das völlig zurechtepd-bild / Paul-Philipp Braun

Da ist der Entertainer selbst baff. Vor so vielen Menschen habe er noch nie gespielt, erzählt Bodo Wartke. 16000 Menschen fasst der Opernplatz, 4000 weitere müssen noch hinzugezählt werden, die sich auf den Wegen bis zur nächsten Kreuzung und in den Querstraßen drängen. Es ist einfach kein Durchkommen mehr. Zum Glück gibt es beim Kirchentag in Hannover zwei große Leinwände und zahllose Lautsprecher, die den Platz gut beschallen.

Und so kann das Publikum auch an den Absperrungen noch mitgehen. „Er bringt den Menschen ein Lächeln ins Gesicht“, schwärmt die 14-jährige Martha Seliger. Die Pfadfinderin aus Harksheide bei Hamburg sorgt dafür, dass nicht noch mehr Leute auf den Platz strömen. Sie kennt Wartke von TikTok und natürlich wegen der „Rhabarberbarbara“.

Bodo Wartke: Berühmt wegen der „Rhabarberbarbara“

Es ist das Lied, mit dem Wartke im vergangenen Jahr ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt mitgerissen hat. Zusammen mit dem Musikproduzenten Marti Fischer hat er diesen Zungenbrecher-Song neu vertont und im Internet als Video veröffentlicht. Viele haben sich an den Reimen selbst probiert und gesungen, sich verkleidet und getanzt.

Kleine und große Wartke-Fans sind selig
Kleine und große Wartke-Fans sind seligSven Kriszio

Inzwischen singt Wartke sein „Liebeslied ohne Fneidefähne“. Auch wieder ein typischer Song. Wartke, der im rosafarbenen Anzug am schwarzen Flügel sitzt, nickt immer wieder ins Publikum hinein, das mit jedem Nicken von 1 bis 15 weiterzählen soll. Die Zahlen fügen sich fast buchstabengetreu in den Text, sorgen aber für unerwartete Wendungen, die das Publikum mit viel Lachen quittiert. Überhaupt gibt es viel Applaus an diesem Abend.

„Es ist faszinierend, wie Bodo Wartke Wörter verdreht und es wieder einen neuen Sinn ergibt“, schwärmt Corinna Englisch, die seit 50 Jahren auf jedem Kirchentag ist. Sie kennt Bodo Wartke von einem Konzert mit den Wise Guys und hofft, dass Wartke auch ihren Lieblingssong „Nicht in meinem Namen“ spielen wird, in dem Wartke das Unrecht im Namen der Religion kritisiert.

Konzert voller Witz und Wortspiel beim Kirchentag

Denn auch an diesem Konzertabend voller Witz und Wortspiel geht es dem 47-Jährigen, der sich selbst „Klavierkabarettist“ nennt, nicht nur um leichte Unterhaltung. „Er lässt keine Gesellschaftskritik aus“, beschreibt Corinna Englisch die Faszination. Und auch Pastorin Annette Charbonnier aus Hannover schätzt die Mischung aus lustigen und ernsthaften Texten, wie sie sagt. Wartke beziehe Stellung gegen Unterdrückung und für Demokratie. „Seine Lieder sind ein Aufruf an uns.“

Was auf Wartkes Grabstein stehen soll

Aber Wartke wäre nicht Wartke, wenn er nicht noch zwischendurch zusammen mit dem Publikum noch das längst deutsche Wort durchbuchstabieren würde – „Rindfleisch¬etikettierungs¬überwachungs¬aufgaben¬übertragungs¬gesetz“. „Das fetzt“, meint Bodo Wartke und verrät, dass er diesen Zungenbrecher am liebsten auf seinem Grabstein stehen hätte.

Wartke muss natürlich in die Verlängerung gehen. Noch während er spielt, entzünden Tausende ihre Kerzen. Gleich folgt der Nachtsegen. Was für ein Abend!