In den kommenden Jahren steht die Festlegung der Vorranggebiete für Windenergieanlagen im Freistaat an. Der Bund Naturschutz (BN) Bayern sieht darin einen wichtigen Schritt zur dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien. „Wir sind mitten in der Energiewende und brauchen die Windkraftwerke“, sagte BN-Landesvorsitzender Richard Mergner am Donnerstag in Regensburg. Für die Auswahl möglichst naturschonender Standorte müssten „fachliche Kriterien zugrunde gelegt, sensible Naturgebiete von Windrädern freigehalten und diese nicht einseitig überwiegend in Waldgebiete abgeschoben werden“, sagte Mergner. Es gehe um eine „ausgewogene Planung“, damit nicht einige Gebiete überbelastet werden.
In Bayern seien für die Standortsuche 1,8 Prozent der Landesfläche vorgesehen. Das soll in zwei Stufen erfolgen. Bis 2026 müssen laut BN 1,1 Prozent der Fläche nachgewiesen sein, das sei die Mindestanforderung. Einen Rückschlag habe man in Mehring beim Bürgerentscheid hinnehmen müssen. Im oberbayerischen Chemiedreieck hatten sich die Bürger gegen einen Windpark im Staatsforst zwischen Altötting und Burghausen ausgesprochen. Der Landesvorsitzende beklagte, dass derzeit Klimawandel-Leugner verstärkt gegen Windkraft mobil machten. Er forderte von der bayerischen Staatsregierung sowie den regionalen und lokalen Behörden mehr Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit für die Windkraftanlagen. „Nur wenn der Bürger mitgenommen wird, dreht sich das Windrad für die Bürger“, sagte Mergner.
Laut BN-Kreisvorsitzendem Raimund Schoberer beginnt der Netzbetreiber Tennet östlich von Regensburg mit den Bauarbeiten für die Erdkabel-Stromleitung Südostlink. Auf einer Strecke von drei Kilometern zwischen Wiesent und Brennberg werde bereits der Wald gerodet und es würden Leerrohre verlegt, sagte er. Das sei noch vor dem Erörterungstermin am 20. Februar und dem Planfeststellungsbeschluss erfolgt. „Hier werden vollendete Tatsachen geschaffen, ohne begründet und geprüft zu haben“, sagte Regionalreferent Reinhard Scheuerlein. Vorgezogene Arbeiten seien zwar erlaubt, wenn sie „reversibel“ sind. Bei der Rodung von Biotop-Bäumen könne davon aber keine Rede mehr sein. Da mutiere der Erörterungstermin zu einer „Farce“.
Schwerpunktthema des Naturschutzverbandes werde in 2024 das Wasser sein. Hitzeperioden mit erhöhten Temperaturen, längeren Dürrezeiten und akutem Wassermangel, aber auch Überschwemmungen: „All diese Probleme werden uns auch in der Oberpfalz künftig immer mehr beschäftigen“, sagte Regionalreferent Scheuerlein. Risiken für das Grundwasser, Fälle massiver Verschwendung von Wasser und drohende Eingriffe in natürliche Gewässer wolle der BN in die Öffentlichkeit bringen. Es werde „Verteilungsprobleme zwischen Industrie und Landwirtschaft“ geben, sagte Scheuerlein.
Der BN sieht in der Europawahl eine „Schicksalswahl für Klima und Natur“, sagte Mergner. Deshalb wolle man für die am 9. Juni anstehende Europawahl sensibilisieren. Mergner sagte dazu, dass ein Großteil der Vorgaben zum Schutz von Umwelt und Natur der EU zu verdanken sei. „Ob für die Natura-2000-Gebiete als Tafelsilber des europaweiten Biotopverbundes oder für gesunde Gewässer, reine Luft und intaktes Klima. Die EU legt die wichtigen Standards fest“, erläuterte der Landesvorsitzende. (00/0378/01.02.2024)