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Bischöfin zu Feiertagen: Verlust für gesamte Gesellschaft wäre groß

Die Leiter der großen Kirchen im Südwesten haben zurückhaltend auf den Vorstoß aus der Wirtschaft reagiert, kirchliche Feiertage zu streichen, um die Wirtschaft zu stärken. „Bei der Diskussion über die Abschaffung von Feiertagen müssen weit mehr Perspektiven berücksichtigt werden als die wirtschaftliche“, sagte Heike Springhart, Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Feiertage wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten seien zentrale Bestandteile der christlichen Tradition und nicht nur arbeitsfreie Tage. Sie böten die Möglichkeit, den Alltag zu unterbrechen und innezuhalten, gemeinsam den Glauben an Jesus Christus zu feiern und Gemeinschaft zu leben. „Aus unserer Sicht ist es nicht zielführend, einen kirchlichen Feiertag abzuschaffen“, so Springhart. „Der finanzielle Effekt wäre in Relation zur Größe des Schuldenpakets gering, der dauerhafte religiöse und kulturelle Verlust für unsere gesamte Gesellschaft dagegen groß.“

Ähnlich äußerte sich Marc Mudrak, Pressesprecher der katholischen Erzdiözese Freiburg: „Kirchliche Feiertage sind nicht nur wichtig für die Gläubigen, sondern sie prägen auch Kultur und Tradition in unserem Land.“ Sie böten zudem Möglichkeiten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, in einer herausfordernden Arbeitswelt Atem zu holen. Deshalb sehe die Erzdiözese Freiburg den Vorstoß kritisch: „Die Streichung eines kirchlichen Feiertags wäre reine Symbolpolitik.“ Die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart wollten sich auf epd-Anfrage nicht äußern.

Eine Streichung kirchlicher Feiertage wie des Ostermontags, des Pfingstmontags oder des zweiten Weihnachtsfeiertags hatte am Dienstag die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ins Gespräch gebracht. „Wir brauchen mehr Arbeit, weniger Feiertage“, wurde der Präsident des Wirtschaftsverbandes, Wolfram Hatz, in der Bild-Zeitung zitiert. Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa habe Deutschland die meisten Feiertage. (1112/14.05.2025)