Die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart hat sich nach einem Besuch in Israel und im Westjordanland tief berührt gezeigt. Dabei sei ihr erneut die Unauflöslichkeit des Nahost-Konflikts deutlich geworden, sagte Springhart vor Journalisten in Karlsruhe. Auf beiden Seiten sei unendliches Leid vorhanden. „Das zerreißt einen, weil es einfach nebeneinandersteht. Man nimmt das eine wahr und es berührt einen und das andere eben auch.“
Die Mutter einer israelischen Geisel leide genauso unerträglich, wie die Mutter, die ihr Kind im Gazastreifen verloren habe. Dieses Leid dürfe man nicht gegeneinander aufrechnen, sagte die Bischöfin. Sie war Ende Januar für einen fünftägigen Solidaritätsbesuch nach Israel und in das Westjordanland gereist und hatte dort mit Vertretern verschiedener christlicher Kirchen gesprochen.
„Dies ist kein religiöser Konflikt“, betonte Springhart. Wenn aber in Deutschland über die Lage im Nahen Osten gesprochen werde, sei auch zu beachten, wie Jüdinnen und Juden in Deutschland zunehmend unter Druck stehen. „Wo Jüdinnen und Juden Antisemitismus ausgesetzt sind, ist das auch für uns nicht hinnehmbar.“
Dabei stehe das Existenzrecht Israels außer Frage. Genauso wichtig sei es aber, auf die Situation der „palästinensischen Geschwister“ aufmerksam zu machen. Das dürfe nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Als Christinnen und Christen können und müssen wir vor Gott das menschliche Leid auf beiden Seiten zur Sprache bringen“, so die Bischöfin.
Immer wieder habe sie von palästinensischen Christen, aber auch von Israelis, die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzen, die Bitte an die Kirchen gehört, „lasst uns nicht allein“. „Unsere Glaubensgeschwister zu besuchen und ihnen so zu zeigen, dass wir sie auch in dieser Situation nicht allein lassen, das muss doch selbstverständlich sein.“