Die niedersächsischen Bischöfe haben in ihren Botschaften zum Reformationstag die Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen hervorgehoben. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover sagte in der dortigen Marktkirche, inzwischen würden Stellungnahmen zu ethischen Fragen miteinander abgestimmt, und in Niedersachsen planten Protestanten und Katholiken einen gemeinsamen Religionsunterricht. „In unserem geistlichen Miteinander entstehen Zeichen der Hoffnung, die uns verbinden“, betonte Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ist.
In seiner Predigt erinnerte er an die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die vor 25 Jahren von Protestanten und Katholiken in Augsburg unterzeichnet wurde. Diese Erklärung sei ein Durchbruch in der Ökumene gewesen, weil durch sie Jahrhunderte alte gegenseitige Lehrverurteilungen aufgehoben worden seien.
Bei der Rechtfertigungslehre geht es im Kern um die Frage, ob der Mensch durch gute Taten vor Gott gerecht wird oder allein durch den Glauben.
Auch der braunschweigische evangelische Landesbischof Christoph Meyns erinnerte an die Gemeinsame Erklärung. Sie sei „ein ökumenischer Meilenstein, der dazu beigetragen hat, historische Gräben zwischen den Konfessionen zu schließen und die Basis für eine vertiefte Gemeinschaft zu schaffen“, erklärte er in Wolfenbüttel in einer schriftlichen Botschaft. Zudem gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Kirchen in Zukunft weitere Schritte gehen, zum Beispiel mit Blick auf ein gemeinsames Abendmahl und ein gemeinsames Amtsverständnis.
Der Osnabrücker katholische Bischof Dominicus Meier sprach sich mit Blick auf den Reformationstag ebenfalls dafür aus, dass beide christliche Konfessionen „Zeichen der Hoffnung“ in die heutige Zeit senden. „Setzen wir gegen die vielen negativen Eindrücke unserer Tage Bilder der Hoffnung und des Friedens“, schrieb er in einem Brief an die evangelischen Kirchenleitungen in Niedersachsen und Bremen. Dominicus forderte die Christen zudem zu Gebeten für die gewaltfreie Lösung von Konflikten unter anderem im Nahen Osten und in der Ukraine auf.
Der Leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Bernd Kuschnerus, rief zu Spenden und tätiger Hilfe für die Ukraine auf. Der christliche Glaube verbinde die Menschen über alle Grenzen hinweg, betonte Kuschnerus in der Kirche Unser Lieben Frauen nach seiner Rückkehr von einer Reise ins ukrainische Odessa: „Menschlichkeit bedeutet für mich auch, dass wir die Menschen in Odessa nicht vergessen.“ Spenden könnten ihnen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermitteln.
Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung. Während der Gedenktag früher zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber katholischen Christen genutzt wurde, wird er inzwischen verstärkt im Geist der Ökumene gefeiert.