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Bewundern ohne Nackenstarre

Reproduktionen der von Michelangelo geschaffenen Fresken in der Sixtinischen Kapelle sind jetzt in einer besonderen Schau in Köln zu sehen

KÖLN – Eine ungewöhnliche Sicht auf Michelangelos Fresken aus der Sixtinischen Kapelle in Rom bietet eine Sonderausstellung im Kölner „Odysseum“. Die Schau „Der andere Blick“ zeigt bis 23. Oktober Reproduktionen der Renaissance-Meisterwerke – und zwar von oben.
„Hier können die Besucher diese großartigen Renaissance-Werke ohne Nackenstarre betrachten“, sagte Ausstellungsproduzentin Christina Marotzke von „Exhibition 4You“ vor Journalisten in Köln. Bei ihren Besuchen in der Kapelle habe sie beim Blick auf die Deckengemälde oft gedacht: „Ich kann dich gar nicht richtig erkennen, ich möchte dich gerne runterreißen.“ Daraus sei die Idee zur Ausstellung entstanden. Diese feiert in Köln „Weltpremiere“ und soll dann „um die Erde“ gehen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die neun zentralen Bildfelder des Deckenfreskos. Sie zeigen die Schöpfungsgeschichte. Das Wissenschafts- und Erlebnismuseum Odysseum erwartet laut Leiter Andreas Waschk mehrere Zehntausend Besucher. Zu der 1200 Quadratmeter umfassenden Schau zählen auch interaktive Angebote wie  eine Mal- und Freskowerkstatt.
Die Kontakte in den Vatikan wurden den Angaben zufolge durch den Filmemacher und TV-Produzenten Ingo Langner hergestellt, der Filme und Bücher über den Vatikan gemacht hat. Durch Verbindung zum Leiter der Vatikanischen Museen, Arno Nesselrath, wurde ein Lizenzvertrag mit dem Museum abgeschlossen. Für die Schau wurden von Dias aus dem Archiv der Sixtina im Foto-druckverfahren Reproduktionen auf elastischen Stoff hergestellt und in Form gezogen. „Für mich ist das Sixtina 2.0“, sagte Ausstellungskurator Langner.
So sei es auch zu einer prominenten Unterstützung aus dem Vatikan gekommen. Schirmherr sei der frühere „Chefhistoriker“ des Papstes, Kardinal Walter Brandmüller. Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurienkardinal Kurt Koch, gehöre dem Ehrenkomitee an. Weitere Mitglieder dieses Gremiums seien die Bildhauerin Gabriela von Habsburg, der Kunsthistoriker Horst Bredekamp und Deutsche-Welle-Intendant Peter Limbourg.
Vier Jahre malte Michelangelo Buonarroti (1475-1564) auf einem Gerüst in der 22 Meter hohen Sixtina in Rom. Die Schau kehrt die Situation um: Von einem Gerüst in 1,75 Metern Höhe kann der Besucher auf die nahezu in Originalgröße reproduzierten Deckenfresken blicken, von der „Erschaffung Adams“ bis zum „Jüngsten Gericht“. KNA/UK

Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags, 9-18 Uhr (in den Ferien auch montags), samstags, sonntags und an Feiertagen, 10-19 Uhr.
Internet: https://www.michelangelo-derandereblick.de/.