Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel (CDU), hat bei der Vorstellung seiner Autobiografie in Speyer mit Bemerkungen zu AfD und Linkspartei für Aufsehen gesorgt. Vogel mahnte zunächst die etablierten Parteien dazu, AfD-Wähler zurückzugewinnen. “Es darf nicht darum gehen, sich den inhaltlichen Aussagen der AfD anzunähern”, sagte Vogel (91) in Speyer. “Es muss darum gehen, die Wähler, die die demokratischen Parteien der Mitte an die AfD verloren haben, zurückzugewinnen.”
Vogel betonte: “Die meisten Wähler der AfD wählen die AfD nicht wegen ihres Programms, sondern aus Zorn oder aus Verärgerung über die anderen Parteien.” Die Wähler, die deswegen zur AfD abgewandert seien, müssten von den demokratischen Parteien der Mitte zurückgewonnen werden. “Das ist entscheidend, um dieser Sache Herr zu werden”, sagte Vogel. “Nicht Brandmauer, sondern Rückgewinnung verlorener Wähler”, betonte der CDU-Politiker bei der Vorstellung seiner im März erschienenen Autobiografie “Erst das Land: Mein Leben als Politiker in West und Ost” (Verlag Herder).
Vogel: “Natürlich ist Ramelow gefährlicher als die AfD”
Vogel äußerte sich in der Podiumsdiskussion dann auch dazu, dass in einer Rezension seines Buches in der Süddeutschen Zeitung der Vorwurf erhoben wird, er sehe im thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) eine Gefahr für die Demokratie und vernachlässige die Gefahr durch den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke.
Vogel sagte dazu in Speyer: “Natürlich ist Ramelow gefährlicher als die AfD, weil Ramelow Ministerpräsident ist. Das ist doch logisch, dass man darauf zunächst einmal achtet.” Ramelow sei zwar Ministerpräsident einer Minderheitsregierung – “aber immerhin”. Vogel schreibt in seinem Buch, seine eigenen und Ramelows politische Vorstellungen “könnten unterschiedlicher kaum sein”, eine Zusammenarbeit mit der Linken dürfe für die CDU nicht in Frage kommen.
Ramelow: “Mit mir wird ein Herr Höcke nicht an die Macht kommen”
Ramelow reagierte auf Vogels Vorwürfe: “Ich würde, so ich ihn treffe, weiter freundlich grüßen. Leider ist er im Kalten Krieg stecken geblieben, aber mit mir wird weder ein Herr Höcke an die Macht kommen, noch würde ich mit der AfD Mehrheiten erzielen wollen”, sagte Ramelow der Bild-Zeitung (Mittwoch online) und fügte hinzu: “Ich bleibe bei meiner Haltung und kämpfe nicht gegen demokratische Parteien, aber gegen die Verharmlosung des Faschismus. Meine Hand bleibt für alle Demokraten ausgestreckt.”