Er war insgesamt 23 Jahren Ministerpräsident, zunächst in Rheinland-Pfalz und – nach der Wiedervereinigung – in Thüringen. Bernhard Vogel, 91 Jahre alt, stellte nun seine Autobiografie vor. Und sprach auch über die AfD.
Der frühere Ministerpräsident von Thüringen, Bernhard Vogel (CDU), mahnt die etablierten Parteien dazu, AfD-Wähler zurückzugewinnen. “Es darf nicht darum gehen, sich den inhaltlichen Aussagen der AfD anzunähern”, sagte Vogel (91) am Dienstagabend in Speyer. “Es muss darum gehen, die Wähler, die die demokratischen Parteien der Mitte an die AfD verloren haben, zurückzugewinnen.”
Vogel betonte: “Die meisten Wähler der AfD wählen die AfD nicht wegen ihres Programms, sondern aus Zorn oder aus Verärgerung über die anderen Parteien.” Die Wähler, die deswegen zur AfD abgewandert seien, müssten von den demokratischen Parteien der Mitte zurückgewonnen werden. “Das ist entscheidend, um dieser Sache Herr zu werden”, sagte Vogel. “Nicht Brandmauer, sondern Rückgewinnung verlorener Wähler”, betonte der CDU-Politiker bei der Vorstellung seiner im März erschienenen Autobiografie “Erst das Land: Mein Leben als Politiker in West und Ost” (Verlag Herder).
Vogel äußerte sich in der Podiumsdiskussion auch dazu, dass in einer Rezension seines Buches in der “Süddeutschen Zeitung” (Montag) der Vorwurf erhoben wird, er sehe im thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) eine Gefahr für die Demokratie und vernachlässige die Gefahr durch den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. Vogel sagte dazu in Speyer: “Natürlich ist Ramelow gefährlicher als die AfD, weil Ramelow Ministerpräsident ist. Das ist doch logisch, dass man darauf zunächst einmal achtet!” Ramelow sei zwar Ministerpräsident einer Minderheitsregierung – “aber immerhin!” Vogel schreibt in seinem Buch, seine eigenen und Ramelows politische Vorstellungen “könnten unterschiedlicher kaum sein”, eine Zusammenarbeit mit der Linken dürfe für die CDU nicht in Frage kommen.
Die CDU habe ja bei den Kommunalwahlen in Thüringen “Gottseidank nicht ganz schlecht abgeschnitten”, sagte Vogel weiter. Das Ziel müsse nun sein, dass eine Regierung unter Führung des Thüringer CDU-Chefs Mario Voigt gebildet werde, “unter Beteiligung von SPD und Grünen und – wenn sie denn in den Landtag kommen sollten – der FDP”, riet Vogel. Er war in zwei Bundesländern Ministerpräsident: von 1976 bis 1988 in Rheinland-Pfalz und von 1992 bis 2003 in Thüringen. Lange Jahre hatte der CDU-Politiker auch den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung inne.