Die 26 Gedenk- und Erinnerungsstätten mit Bildungsangebot in Mecklenburg-Vorpommern sollten einem Bericht zufolge personell und finanziell nachhaltig besser ausgestattet werden. Bislang könne die große Nachfrage nach Angeboten durch schulische und außerschulische Bildungsträger nicht befriedigt werden, da die Ausstattung der Gedenkstätten dafür nicht ausreiche, heißt es in dem am Mittwoch in Schwerin vorgestellten Bericht einer dreiköpfigen Kommission zur Evaluierung der Gedenkstättenarbeit. Außerdem stünden viele Erinnerungsorte vor der Herausforderung, notwendige grundlegende Sanierungen und Modernisierungen vorzunehmen, heißt es in dem Papier.
Unter anderem schlägt der Bericht vor, das einstige Wehrmachtsgefängnis in Anklam (Landkreis Vorpommern-Greifswald) als zentrale Gedenkstätte für die Opfer der NS-Militärjustiz (Soldaten und Zivilisten) aus ganz Europa auszubauen. Das einstige Wehrmachtsgefängnis wurde von der Kommune gekauft. Eine ehrenamtliche Stiftung sorgt laut Bericht „für Angebote, die jedoch weder kontinuierlich erfolgen können noch die Nachfrage abdecken“.
Bundesweit gebe es keinen anderen Ort, an dem beispielsweise dargestellt werde, wie die Wehrmachtsjustiz im Zweiten Weltkrieg mit Befehlsverweigerern umging, sagte Anna Kaminsky, Kommissionsmitglied und Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Schweriner Kulturministerin Bettina Martin (SPD) sagte, sie habe sich bereits an den Bundesverteidigungsminister gewandt, um für Anklam als Ort der Fortbildung und des Lernens für Bundeswehrsoldaten zu werben.
Ministerin Martin kündigte zudem an, dass geplant sei, die finanziellen Mittel der Landeszentrale für politische Bildung für die Gedenkstättenarbeit um 30.000 Euro auf 300.000 Euro zu erhöhen und die personelle Ausstattung der Dokumentationsstelle in Rostock zu verbessern.
Die Kommission schlägt in ihrem Bericht unter anderem auch vor, einige Freiluftausstellungen zur NS-Zeit zu überarbeiten und zu ergänzen sowie mehr über Vertreibung, Flucht und Neuanfang nach 1945 zu informieren. Überall sollten – wie bereits in Neubrandenburg erfolgt – kommunale Fachstellen eingerichtet werden, um die am Ort befindlichen Gedenkstätten zu unterstützen. Empfohlen wird, dass mehr Lehrkräfte einen Teil ihrer Wochenarbeitszeit der Mitarbeit an einem Erinnerungsort widmen.
Die Evaluierung und Stärkung der Erinnerungsarbeit in MV ist laut Ministerin Martin im Koalitionsvertrag vorgesehen. Kaminsky lobte das Land MV dafür. Es sei bislang das einzige Bundesland, das nach über 30 Jahren solch eine Gesamtevaluation gemacht habe. Beeindruckend sei, wie vielfältig die Gedenkstätten seien und mit welchem unglaublichen Engagement sie betrieben würden.
Eine Herausforderung sei, den Nachwuchs für diese Gedenkstättenarbeit zu fördern, sagte Kommissionsmitglied Jan Holze. Nach Angaben des Direktors der Landeszentrale für politische Bildung, Jochen Schmidt, wird über die 26 Gedenk- und Erinnerungsorte mit Bildungsarbeit jetzt auch auf der Internetseite „www.gedenkstaetten-mv.de“ informiert.